Spitzensport
07.07.2023

Pre-Olympics: Marseille lädt zum Testevent

(c) OeSV | Dominik Matesa

Ab Sonntag werden in Marseille die Pre-Olympics ausgetragen. Der für acht Tage anberaumte Testevent bildet für einen Teil der Athlet*innen des Österreichischen Segel-Verbands die Generalprobe für die Olympischen Spiele 2024. Der OeSV beschickt diese Regatta in den Klassen 470er, 49er, Formula Kite und iQFoil.

Von 9. bis 16. Juli werden im Olympia-Revier vor Marseille die Pre-Olympics veranstaltet. Beim Ausrichter stehen alle Systeme auf dem Prüfstand und auch am Wasser gelten dieselben Regeln wie im darauffolgenden Jahr bei den Olympischen Spielen. So wird es ähnlich große Starterfelder geben und pro Nation darf nur ein Boot bzw. ein/eine Athlet*in an den jeweiligen Klassen-Regatten teilnehmen. Der Österreichische Segel-Verband stellt bei der Olympia-Generalprobe das 470er-Duo Lara Vadlau/Lukas Mähr, das 49er-Gespann Benjamin Bildstein/David Hussl, in der iQFoil-Klasse Lorena Abicht und im Formula Kite Herren Valentin Bontus.

In der Nacra 17-Klasse hat der Verband nach Analyse und in Abstimmung mit dem Trainerteam und den beiden Teams bereits früh in diesem Jahr entschieden, die Pre-Olympics nicht zu besetzen und zeitgleich einen intensiven Trainingsblock im WM-Revier von Den Haag – bei den Weltmeisterschaften im August werden die ersten Quotenplätze für Olympia 2024 vergeben – zu absolvieren. 

Kontrolle der erhobenen Daten
Seit Ende April des Vorjahres hat der Österreichische Segel-Verband, als eine von nur neun Nationen, einen permanenten Trainingsspot im Olympia-Revier. In den letzten 14 Monaten haben die Teams, Athlet*innen und Betreuer*innen intensive Messungen vorgenommen. Speziell die lokalen topografischen Einflüsse auf Wind und Wetter wurden hier eingehend untersucht. Die anstehende Regatta sieht weitere Tests vor – aber auch die Überprüfung der erhobenen Erkenntnisse. „Wir wollen die nächsten Tage nutzen, um unsere Erfahrungen zu evaluieren. Es geht um einen ‚Recheck‘ aller Daten. Wir wollen herausfinden, ob wir Recht haben mit unseren Prognosen und Annahmen oder ob es da noch Nachschärfungen braucht“, erwähnt Sportdirektor Matthias Schmid, der aber auch darauf hinweist, dass „wir hier natürlich auch an den Start gehen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen“. Die Athlet*innen beziehen für diesen Block in Marseille bereits ihr Olympia-Quartier.

470er-Duo Vadlau/Mähr will „Revier ausquetschen“
Das Austesten des Reviers steht auch bei Österreichs 470er-Paarung Lara Vadlau und Lukas Mähr an erster Stelle. Die EM-Sechsten waren den kompletten Juni über – mit kurzen Trainingspausen und inklusive zwei Coaches-Regatten – in Marseille stationiert. „Wir haben schon in den letzten Trainingswochen, und da gemeinsam mit unserer Meteorologin Elena Cristofori, eine Vielzahl an detaillierten Daten erhoben. Die Regatta wollen wir nun nutzen, um das Revier nochmals auszuquetschen. Es geht darum, jedes noch so kleine Detail aufzuschnappen, zu analysieren und in der Zukunft zu unserem Vorteil zu nutzen“, erklärt Steuerfrau Lara Vadlau. Insgesamt treten bei den Pre-Olympics 17 Boote an. Die ersten beiden Rennen sind für Sonntag terminisiert. „Vor zwei Jahren haben sich die besten Damen und die besten Herren im ‚Mixed‘ vereint – und damit ihre Kräfte gebündelt. Dadurch ist das Level in unserer Klasse seit der Einführung unglaublich hoch. Wir sind stolz darauf, Teil der Top-Nationen zu sein und hier bei den Pre-Olympics an den Start gehen zu können. Wir freuen uns auf einen weiteren Vergleich mit den besten Booten der Welt und auch darauf, schon ein wenig in das olympische Flair einzutauchen“, ergänzt Vorschoter Lukas Mähr.

Letzte Materialänderung in 49er-Klasse
Die 49er-Klasse hat seit den Olympischen Spielen 2021 in Tokio etliche Materialänderungen durchgeführt. Vor den Pre-Olympics steht nun noch ein Masttausch an, den alle Teams durchführen müssen. „Wir gehen davon aus, dass es nun die letzte Umstellung vor den Spielen ist. Die Kurzfristigkeit trifft alle gleichermaßen – aber wir haben uns sehr gut darauf vorbereitet und sind optimistisch, dass wir uns mit dem neuen Mast gut zurechtfinden. Insgesamt ist die Änderung wichtig und absolut vertretbar: Das neue Material bringt mehr Steifheit mit und ist dadurch weniger anfällig auf Schäden“, sagt Benjamin Bildstein. Er und sein Vorschoter David Hussl haben zuletzt ein paar Tage am Gardasee trainiert. „Es war ein kurzer technischer Block. Roman Hagara hat mit uns viel am Bootshandling und an den Manövern gearbeitet“, erzählt der Vorarlberger. In Marseille beginnt für die Olympia-Zehnten aus Tokio nun laut Vorschoter David Hussl „langsam die entscheidende Phase der Saison. Die Pre-Olympics sind der Kick-Off für die dann anstehende Weltmeisterschaft und die Europameisterschaft. Die nächsten Tage geht es darum, Erfahrung zu sammeln – speziell im meteorologischen Bereich – und danach unsere Strategie bzw. Taktik anzupassen.“ Die ehemaligen Weltranglistenersten treffen dabei auf 28 Konkurrenten. In Kiel haben sie jüngst mit der Bronzemedaille ihr bestes Saisonergebnis erbracht. Die 49er-Regatta startet am Dienstag, den 11. Juli.

Valentin Bontus beeindruckt vom Olympia-Flair
Valentin Bontus ist erstmals bei einem Olympia-Testevent am Start – und bereits jetzt vom Olympia-Flair beeindruckt: „Es ist hier richtig cool, alles groß aufgezogen und schon sehr imposant. Die Atmosphäre ist speziell und seit ich hier angekommen bin, verspüre ich einen Stolz, Österreich bei diesem Event repräsentieren zu können.“ Der Athlet vom Yacht Club Podersdorf hat jüngst im Olympia-Revier trainiert und eine hochkarätige Coaches-Regatta mit den Top-15 der Weltcup-Events aus Palma de Mallorca und Hyeres absolviert. Auch beim anstehenden Vergleich fährt Bontus gegen die absolute Weltspitze – nur 20 Teilnehmer sind am Start, jeweils der beste Racer jeder Nation. „Das wird einerseits brutal, weil nur die absoluten Top-Leute antreten und andererseits auch spannend zu sehen, wie wir alle in einer kleinen Fleet performen. Ich werde auf jeden Fall voll attackieren und versuchen, abzuliefern. Ich weiß, dass ich vorne dabei sein kann. Mein Ziel ist das Erreichen der Medal-Series“, sagt Valentin Bontus. Für ihn startet die Regatta bereits am Sonntag.

Für Alina Kornelli kommen die Pre-Olympics noch zu früh: Die 23-Jährige ist nach ihrer im Mai erlittenen Innenbandverletzung im rechten Knie weiterhin rekonvaleszent. „Mein Ärzte- und Betreuerteam ist mit dem Heilungsverlauf zufrieden. Eine geringe Instabilität ist noch vorhanden und damit ist das Risiko einer Folgeverletzung gegeben – somit haben wir uns gegen einen Start entschieden. Jetzt gilt es, die letzten fehlenden Prozente zur vollständigen Fitness wieder zu erlangen, um dann bei der Weltmeisterschaft in Den Haag mein Leistungsmaximum abrufen zu können“, berichtet Kornelli, die dennoch für ein paar Tage nach Marseille reisen wird, um die Abläufe und Logistik am Venue kennenzulernen.

Abicht misst sich mit „oberem Drittel“ 
Auf Lorena Abicht warten bei den Pre-Olympics „ganz andere Rennen“. Sie konkurriert gegen nur 23 Athletinnen – und damit deutlich weniger als bei allen anderen Regatten einer Saison. „Es wird ein richtig harter Vergleich. Mehr als zwei Drittel meiner Konkurrentinnen habe ich noch nie geschlagen. Jedes Rennen hier ist ein Rennen in der Goldfleet. Aber mir kann nichts Besseres passieren, jetzt bekomme ich Aufschluss darüber, wo ich im Vergleich mit dem oberen Drittel stehe“, sagt die 28-Jährige, die vor nun eineinhalb Jahren in die iQFoil-Klasse umgestiegen ist. In den letzten Wochen konnte die Skiff-Olympiateilnehmerin von 2021 wieder Fortschritte machen: „Es läuft richtig gut, ich bin mit meiner Geschwindigkeit – vor allem bei mehr Wind – sehr zufrieden. Man darf gespannt sein, wie wir uns alle verhalten, wenn viel weniger Verkehr an der Startlinie und später am Kurs ist.“ Im iQFoil sind die ersten Rennen am Dienstag, 11. Juli angesetzt.

Pre-Olympics | Marseille | 9. – 16. Juli 2023
>> Event-Website

470er (9. – 15. Juli |inklusive Reservetag am 14. Juli)
Lara Vadlau/Lukas Mähr

Formula Kite Herren (9. – 14. Juli | inklusive Reservetag am 13. Juli)
Valentin Bontus

49er (11. – 16. Juli |inklusive Reservetag am 13. Juli)
Benjamin Bildstein/David Hussl

iQFoil Damen (11. – 16. Juli | inklusive Reservetag am 14. Juli)
Lorena Abicht