Segelverband
16.04.2024

Wasser, Wind und Worte: Der Präsident macht sich Gedanken zum Nachwuchs

Im Zentrum der Nachwuchsstrategie des Österreichischen Segel-Verbands steht die Vision, Kinder und Jugendliche für Segeln, Surfen, Kiten und Wingen zu begeistern, um sie ein Leben lang im Sport zu halten.  

Vor allem das Wort „begeistern“ wirkt bei mir stark. Grundsätzlich sollte es nicht schwierig sein, Kinder und Jugendliche für unsere Windsportarten zu begeistern, denn was gibt es Schöneres, als die Freizeit auf dem Wasser zu verbringen, noch dazu in einer Gruppe von Gleichgesinnten. An Begeisterung wird es in den meisten Fällen auch nicht mangeln, aber in manchen Fällen vielleicht am Zugang selbst oder an den Rahmenbedingungen. Genau hier setzt auch unsere Nachwuchsstrategie an.  

Warum diese überhaupt ein zentrales Anliegen ist, leuchtet rasch ein, betrachtet man die Altersstruktur unserer Vereinsmitglieder, die überwiegend in der zweiten Hälfte ihres Lebens stehen. Ohne Nachwuchs geht die lebendige Welt unserer Clubs irgendwann verloren. Einige Segelclubs machen bereits heute keine aktive Nachwuchsarbeit mehr. Dass Kinder und Jugendliche ein riesiges Angebot an alternativen Freizeitmöglichkeiten haben, macht die Herausforderung nicht einfacher. 

Windsportarten sind im Unterschied zu anderen Aktivitäten wie Fußball oder Tennis schwerer zugänglich. Ein Wassersportgerät zu besitzen, erfordert Finanzkraft, und das Rundherum ist teuer, denkt man an Kosten für Unterkunft und Anreise zu Regatten, vom Zeitaufwand, den zumeist die Eltern oder Erziehungsberechtigten investieren, ganz zu schweigen. Da liegt liegt es an den Stakeholdern unserer Community und ihren meist ehrenamtlich tätigen Mitgliedern und Funktionär*innen, niederschwellige Angebote zu schaffen und offen für die nächste Generation zu sein. Diese - vor allem finanzielle - Niederschwelligkeit ist auch ein Prinzip, das beim olympischen Segeln propagiert wird. Wir brauchen offene Türen und Angebote in den Clubs, auch und besonders für Kinder!

Unsere Strategie im Segel-Verband ist es, Clubs, Landesverbände und Klassenvereinigungen dabei zu unterstützen, gute Nachwuchsarbeit zu machen. Dies beginnt schon bei der Überzeugungsarbeit, dass diese unerlässlich ist, umfasst Ausbildung und Informationsbereitstellung und endet bei Veranstaltungen zB im Rahmen der „Watersports Adventures“.

Wir haben unser Engagement noch weiter verstärkt und mit Ende 2023 Stefan Scharnagl zum Leiter Nachwuchs ernannt, der sämtliche Nachwuchsaktivitäten koordinieren und unterstützen soll. Auch im Präsidium wurde der Bereich Nachwuchs aufgrund seiner großen Bedeutung aus dem Ressort Breitensport herausgelöst und wird nun von unserer Vizepräsidentin Angelika Stark verantwortet. In den Jugendklassen wurden die bestehenden Kadergruppen ILCA & 29er um eine im Aufbau befindliche Surfgruppe erweitert, und Dominika Vadurova hat die 29er Kadergruppe von Stefan Scharnagl übernommen. Die Opti-Klasse als unsere größte Nachwuchsbootsklasse werden wir ab sofort verstärkt unterstützen. Ein gemeinsam mit der Klassenvereinigung ausgearbeitetes Konzept beinhaltet unter anderem einen Trainer, der Segelnde und Eltern kontinuierlich begleiten wird. 

Im 2023 konstituierten Sailing Forum Austria arbeitet eine Arbeitsgruppe mit den Landes-Segelverbänden und einem Vertreter der Jugendklassen an wichtigen Nachwuchsthemen. Bei den „alleswind“-Tagen, die Anfang April in Neusiedl am See abgehalten wurden, wurde dem Thema viel Raum gegeben, insbesondere, um Landesverbände sowie Clubs verstärkt ins Boot zu holen. Parallel laufen Diskussionen zu diesem Thema in den Jugendklassenvereinigungen. All dies passiert mit dem Bewusstsein, dass eine Nachwuchsstrategie nur dann funktionieren kann, wenn sie auf breiter Basis mitgetragen wird. Die gesetzten Ziele sind durchaus ehrgeizig, jedoch auch notwendig, um unsere Strukturen für die nächsten Generationen zu sichern.

Was sich schon seit einiger Zeit herauskristallisiert, ist ein polysportiver Ansatz. Wichtig ist, dass unsere Kinder und Jugendlichen Spaß haben und möglichst viel ausprobieren, um ihre persönlichen Vorlieben für den einen oder anderen Windsport zu entdecken. Dazu bieten wir eigene Formate mit verschiedenen Booten, manche mit und manche ohne Wertungen. Wenn es dann zu dem Punkt kommt, dass das eine oder andere junge Nachwuchstalent eine professionelle Segelkarriere anstrebt, ist der OeSV direkt gefordert, optimale Bedingungen zu schaffen mit dem Ziel, auch in Zukunft an der Weltspitze vertreten zu sein. Zu all unseren Jugendprojekten haben wir eigens einen Folder aufgelegt, der auf Jugendfolder | Österreichischer Segel-Verband (segelverband.at) verfügbar ist.

Selbstredend wird Nachwuchsarbeit immer vor dem Hintergrund der Prinzipien des „Safe-Sailing“ stattfinden. Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass nicht fachlich höchste Standards in Ausbildung und Betreuung angelegt werden und ein respektvoller und wertschätzender Umgang miteinander gewährleistet ist. Dem muss die Ausbildung unserer Trainer*innen und Race Officials gerecht werden. 

Ein Abschlussgedanke mit Augenzwinkern noch für unsere friedliebende Clubgemeinschaft: Kinder und Jugendliche, die in unseren Clubs segeln, wingen, surfen und kiten, sollten nicht als Störung des geruhsamen Clubbetriebs gesehen werden, sondern als seine einzig sinnvolle Zukunft!