Spitzensport
27.01.2021

Feilen am Gesamtpaket für Olympia

(c) Candidate Sailing | Dominik Matesa

Am 7. Jänner hat Österreichs Nacra-17-Duo Thomas Zajac und Barbara Matz seinen knapp zweimonatigen Trainingsblock in Cagliari, Sardinien gestartet. Dort feilen die OeSV-Athleten am Gesamtpaket – und wollen ihre beiden besten Setups für die Olympischen Spiele definieren.

Thomas Zajac und Barbara Matz haben den ersten von vier Trainingsblöcken im Süden Sardiniens beendet. Dort arbeiten die Weltranglistensiebenten Seite an Seite mit dem italienischen Nationalteam, im weiteren Verlauf des auf zwei Monate anberaumten Trainingslagers sollen auch wieder die argentinischen und britischen Sparringpartner eintreffen. „Wir verbringen hier eine sehr intensive Zeit. Während etwa die Italiener zwischen den Blöcken fünf Tage pausieren, trainieren wir drei Tage weiter, gönnen uns nur ein Zwei-Tages-Break“, will Thomas Zajac so viele Trainingsstunden wie möglich absolvieren. „Das ist unser längstes Trainingslager, das wir bis jetzt in dieser Olympia-Kampagne hatten. Es ist zwar nicht ungewöhnlich so lange unterwegs zu sein, aber die Auflagen und Einschränkungen bei Hin- und Rückflug wären einfach eine zu große Belastung gewesen“, beschreibt Barbara Matz die Entscheidung, zwei Monate am Stück in Cagliari zu bleiben.

„Rädchen müssen zueinander finden“
Die Zeit vor Sardinien nutzen die Weltranglistensiebenten, um die in den vergangenen Trainingsblöcken verfeinerten Abläufe perfekt aneinander zu reihen: „Wir haben uns bislang bei den Trainings immer wieder Schwerpunkte herausgepickt, auf die wir besonders geachtet haben. Zum Beispiel wie wir am schnellsten aus einer Wende herausbeschleunigen“, erklärt der Olympia-Bronzemedaillengewinner. Vor Cagliari – wo neben Trainer Angelo Glisoni punktuell auch wieder Roman Hagara unterstützt – geht es dem Nacra-17-Duo nun darum, am Gesamtpaket für Olympia zu feilen. „Wir bauen jetzt sprichwörtlich unser Puzzle zusammen: Es gibt weit über 100 kleine Rädchen, die wir schon geformt haben. Nun gilt es, diese perfekt abzustimmen, um ein großes Ganzes zu formen“, so der Wiener.

Zwei Sets sollen nach Tokio
Das Trainingslager vor der italienischen Mittelmeerinsel dient auch dazu, das beste Material für die Olympischen Spiele auszuwählen. „Da sind wir jetzt in der finalen Phase. Anfang März wollen wir Rümpfe und Masten nach Japan verschicken“, erklärt Barbara Matz. Konkret sollen die beiden besten Setups bei den Titelkämpfen bereitstehen. „Wir hoffen einerseits darauf, in Japan noch trainieren zu können, um dort noch spezifischer testen zu können. Andererseits kann es beim Material immer zu Beschädigungen kommen. Man braucht zwei Top-Sets bei Olympia“, überlässt Thomas Zajac nichts dem Zufall. Die Wahl nach dem besten Material wurde schon sehr eingeschränkt, „Details müssen aber noch ausgearbeitet werden“.

Vier Regatten bis Olympia geplant
Bis zu den Olympischen Spielen in Japan plant das Nacra-17-Gespann aktuell mit vier Regatten. Ende März steht die Princess Sofia Trophy vor Palma de Mallorca an, dann ist eine Regatta in Hyères, Frankreich geplant. Die anschließenden Europameisterschaften in Griechenland wird das Duo auslassen, da Thomas Zajac und seine Partnerin Anna Boustani Anfang Mai ihr erstes Kind erwarten. Die finale Olympia-Vorbereitung wird dann mit der Kieler Woche eingeläutet, den Feinschliff will sich das OeSV-Duo bei einer Pre-Olympia-Regatta in Enoshima holen.

OeSV-Talente trainieren ebenfalls vor Sardinien
Mit Laura Farese/Matthäus Zöchling und Lukas Haberl/Lisa Farthofer sind auch die beiden weiteren OeSV-Boote der Nacra-17-Klasse in Cagliari stationiert. Sie trainieren dort bei zwölf bis dreizehn Grad mit viel Nord-West-Wind und Flachwasser. „Die Bojen-Manöver, das Abfallen bei viel Wind und das Halsen haben wir zuletzt intensiv trainiert – und da haben wir uns auch wieder verbessert“, berichtet Matthäus Zöchling. Für das Jahr 2021 hat das Duo zwei konkrete Ziele ausgegeben, will aber vor allem auch die im Training erarbeiteten Schwerpunkte bestmöglich umzusetzen. „Bei der Junioren-Weltmeisterschaft möchten wir um die Medaillen mitkämpfen, bei der WM im Oman dann so gut wie möglich um die Goldflotte kämpfen“, ergänzt Laura Farese.

OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid über …
… das Nacra-17-Trainingslager in Calgiari:
„Nach dem intensiven Trainingslager in Trapani zum Ende des letzten Jahres, haben unsere Nacra-17-Teams nun wieder einen sehr langen Trainingsblock. Das sind aktuell noch größere Belastungen, da etwa das Reisen mit Schwierigkeiten verbunden ist und die Athleten abseits des Segelns in Selbstisolation leben. Der Vergleich mit den italienischen Booten ist immens wertvoll. Dank der guten Vernetzung des Verbands und der guten Verbindungen des internationalen Trainerstabs können wir miteinander trainieren. Wir haben somit ideale Bedingungen, ein sehr gutes Trainingsumfeld und die besten Gegner.“

… die finale Olympia-Vorbereitung von Zajac/Matz:
„Tom hat die nötige Erfahrung und er hat bereits bei den Olympischen Spielen in Rio gezeigt, dass er in den letzten Monaten die Taktfrequenz noch einmal erhöhen kann. Die Ergebnisse stimmen, sie waren mit wenigen Ausnahmen immer konstant in den Top-10. Sie werden noch einen Gang höher schalten, denn für eine Medaille benötigt es das gewisse Etwas.“

... die Leistungen von Farese/Zöchling:
„Laura und Matthäus haben über das letzte Jahr hinweg viele gute Sprünge gemacht. Jetzt gilt es noch mehr den Anschluss zu schaffen und in Schlagdistanz zur absoluten Elite zu kommen. 2021 wird für sie ganz wichtig werden.“