Spitzensport
29.11.2019

OeSV-Boote bereit für richtungsweisende WM vor Auckland

Copyright: Tobias Stoerkle - Photography

Im Segelmekka vor Auckland werden ab kommendem Dienstag die Klassen-Weltmeisterschaften der 49er, 49erFX und Nacra 17 ausgetragen. Der Österreichische Segel-Verband ist in Neuseeland mit sechs Booten am Start. Beim Saisonhöhepunkt wollen die 49er-Athleten Benjamin Bildstein und David Hussl einen Quotenplatz für die Olympischen Spiele 2020 holen. Zuletzt gewann das Duo vom Yacht Club Bregenz sogar die WM-Generalprobe.

Jedes der sechs OeSV-Boote verfolgt wichtige Ziele, die größte Aufgabe haben Benjamin Bildstein und David Hussl vor sich. Während Österreich in den anderen beiden Klassen bereits für die Olympischen Spiele 2020 qualifiziert ist, wollen die beiden 27-Jährigen bei den Titelkämpfen in Neuseeland den 49er-Quotenplatz holen. Mit dem Gewinn der offenen Ozeanienmeisterschaft feierte das Duo vom Yacht Club Bregenz erst vor wenigen Tage eine gelungene Generalprobe. „Obwohl das Ergebnis natürlich mit Vorsicht zu genießen ist, haben sie wieder einmal gezeigt, was sie abrufen können. Der Druck ist da, damit umzugehen ist eine große Herausforderung. Von ihrer seglerischen Leistungsfähigkeit können sie bei allen Bedingungen vorne mitfahren und auch Wettfahrten gewinnen“, weiß OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid.

Bildstein/Hussl vertrauen auf eigene Stärken
Als Benjamin Bildstein und David Hussl im letzten Jahr bei der Weltmeisterschaft vor Aarhus/Dänemark – als sie erst von einer längeren Verletzungspause zurückkamen – das Olympia-Ticket im ersten Anlauf verpassten, wurde der Fokus schnell auf die Titelkämpfe 2019 vor Auckland gerichtet. Die Konkurrenz unter den 93 Startern aus 33 Nationen ist im 49er aber auch im zweiten Anlauf für Tokyo 2020 enorm stark. Neben den Österreichern gelten unter anderem Spanien, Polen, Australien, Argentinien, Belgien, Schweden und Italien zu den größten Olympia-Anwärtern. Nur vier Nationen können sich das Nationenticket bereits bei der WM vor Auckland erfüllen. Für eine optimale Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt reisten Bildstein/Hussl bereits im Oktober für drei Wochen nach Auckland, wo sie gute Wasserstunden sammelten und viel Zeit in Materialoptimierung investierten. „Wir haben unsere Stärken weiter ausgebaut und gezielt an unseren Entwicklungspotentialen gearbeitet. Der Sieg bei den Ozeanienmeisterschaften gibt uns ein gutes Gefühl. Wir fühlen uns am Boot und in den Racing-Gebieten sehr wohl. Das Wichtigste ist jetzt die Weltmeisterschaft, auf die wir das ganze Jahr hinarbeiten. Wir sind startbereit und in allen Belangen dort wo wir sein wollen. Es wird eine schwierige Woche werden, sind aber sehr zuversichtlich ein Olympia-Ticket zu ergattern“, zeigt sich Steuermann Benjamin Bildstein zuversichtlich. Druck lassen die WM-Bronzemedaillen-Gewinner aus 2017, die auch viel im mentalen Bereich arbeiten, nicht aufkommen. „Für uns wird es wichtig sein mit derselben Lockerheit, die wir zuletzt gezeigt haben, in die WM zu gehen. Wir vertrauen in unser Können und werden an unsere Leistung anknüpfen“, so der Tiroler Vorschoter David Hussl.

Trainingsrückstand soll weiter aufgeholt werden
An den Ozeanienmeisterschaften nahmen auch die beiden österreichischen Nacra-17-Boote teil. Für Thomas Zajac und Barbara Matz war es die erste Regatta seit Ende Juni, als sie das Duo bei der Kieler Woche den Sieg holte. Beim Regatta-Comeback nach dem im Sommer erlittenen Seitenbandriss des Olympia-Bronzemedaillengewinners wurden mit dem dritten Platz sogar die eigenen Erwartungen weit übertroffen. „Das war eine tolle Leistung, sie wissen das aber richtig einzuordnen. Man hat gesehen, wie eng das Feld beisammen ist. Beim Speed sind Thomas und Barbara noch nicht ganz vorne dabei, diese Defizite müssen sie mit klugen Entscheidungen wettmachen“, weiß Sportdirektor Schmid. Steuermann Zajac hebt einen positiven Aspekt besonders hervor: „Wir haben bei unterschiedlichen Bedingungen Rennen gewonnen. Das ist sehr wichtig, insgesamt haben wir die Lücke zu den Top-Teams bereits verkleinern können“. Da sich die beiden schon im letzten Jahr den Olympia-Quotenplatz sicherten, lag der Fokus zuletzt auch mehr auf Tokyo 2020. Während die OeSV-Boote Zajac/Matz und auch die Talente Farese/Zöchling in Japan trainierten, bereiteten sich viele andere Nacra-17-Nationen in Auckland spezifisch auf die WM vor. Denn für viele geht es noch um das Olympia-Ticket, andere bereits qualifizierte Nationen tragen in Neuseeland ihre interne Ausscheidung aus. „Es ist ein enorm starkes Feld am Start. Wir wollen unseren Trainingsrückstand weiter aufholen und nützen die WM auch, um weiter Material zu testen“. Die Wettervorhersage mit viel Wind und hoher Welle sieht der Wiener mit gemischten Gefühlen: „Bei Starkwind sind wir prinzipiell gut. Auf der anderen Seite sind diese Bedingungen wegen meiner Knieverletzung auch schwierig. Der Seitenbandriss ist noch nicht komplett verheilt, ein gewisses Risiko besteht daher“.

Laura Farese und Matthäus Zöchling zeigten bei der WM-Generalprobe wieder mit starken Rennen auf und holten in der Silberflotte sogar einen zweiten Rang. Die Burgenländer waren vor allem bei wenig Wind sehr schnell und konnten auf der Kreuz bereits voll mithalten. „Das Ziel bei der WM ist in die Goldflotte einzuziehen“, setzt sich Steuerfrau Laura Farese ambitionierte Ziele.

49erFX-Teams wollen sich beweisen
Im 49erFX ist Österreich wieder mit drei Booten in Auckland vertreten. Dank der letztjährigen WM-Silbermedaille von Tanja Frank und Lorena Abicht hat der OeSV den Olympia-Quotenplatz bereits fix. Durch diesen Erfolg ist das Duo vom Union Yacht Club Neusiedlersee auch in der nationalen Selektion um den Tokyo-Startplatz in der „Poleposition“. Von Angelika Kohlendorfer/Lisa Farthofer sowie Laura Schöfegger/Anna Boustani wird mindestens ein Top-12-Ergebnis verlangt, um mit den Vize-Weltmeisterinnen in eine interne Qualifikation zu gehen. „Alle drei Teams haben gut trainiert, hoffentlich können sie diese Form nun bei der WM bestätigen. Sie treten nicht gegeneinander an, jeder muss für sich ein Top-Ergebnis liefern“, erklärt Sportdirektor Schmid.

Tanja Frank und Lorena Abicht nahmen in Auckland ihr neues Boot entgegen. Mit „Laetitia“ wollen die beiden zurück in die Erfolgsspur finden, da die bisherige Saison noch nicht nach Wunsch verlief. „Mit dem neuen Boot sind wir sehr zufrieden, wir haben unser Setup gefunden. Es wird eine sehr lange Regatta, das erste Etappenziel ist im dreitägigen Qualififying vorne mitzufahren. Wir haben zuletzt wie vor Aarhus ein paar Tage frei gehabt, wir versuchen diesen Ablauf zu wiederholen. Diese WM ist bei uns noch präsent. Es gibt Kraft zu wissen, dass man es schon einmal geschafft hat“, berichtet die Olympia-Bronzemedaillengewinnerin Frank.

Angelika Kohlendorfer und Lisa Farthofer tankten zuletzt neues Selbstvertrauen und blicken dem WM-Start dementsprechend positiv entgegen. „Wir kommen mit dem Revier gut zurecht und fühlen uns sehr gut. Wir sind auch mit unserem Boot zufrieden, müssen einzig beim Material noch die Entscheidung zwischen drei Großsegeln treffen. Die vorhergesagten Verhältnisse werden wohl für alle eine Herausforderung, wir schrecken aber auch bei viel Wind nicht zurück“, so Steuerfrau Kohlendorfer, die vor Aarhus den souveränen Einzug in die Goldflotte schaffte. „Das bleibt in Erinnerung. Wir konzentrieren uns aber auch hier auf den Prozess und denken nicht an Platzierungen. Wir sind motiviert und geben unser Bestes“.

Während ihre Teamkolleginnen bereits im Februar zum Trainieren vor Ort waren, ist es für Laura Schöfegger und Anna Boustani das erste Mal in Neuseeland. Die beiden Salzburgerinnen sammelten viele Wasserstunden und wollen an die letzten guten Regatta-Ergebnisse anschließen. „Wir haben schon vorab einige Informationen bekommen und fühlten uns gleich wohl. Es können alle Bedingungen kommen, das macht es spannend. Wir haben einen guten Bootsspeed und werden beim Material keine Experimente wagen. Wir machen uns auch keinen unnötigen Druck, wir wollen das Segeln genießen und so unsere beste Leistung bringen. Wir werden vom ersten Tag Vollgas geben“, gibt Steuerfrau Schöfegger die Marschroute vor.

Neue Ära der Liveübertragung
Zum ersten Mal in der Geschichte der olympischen Klassen wird eine Segel-Weltmeisterschaft komplett, also an allen Tagen und auf allen Race Areas, live übertragen. Um den Livestream zu sehen, ist eine Online-Registrierung erforderlich. Das Package für die gesamte WM kostet EUR 14,95. Wer sich bis zum 30. November entscheidet, zahlt nur EUR 9,95.

Zur Registrierung
 

OeSV-Aufgebot bei den Weltmeisterschaften vor Auckland (NZL), 3. – 8. Dezember 2019:
49er
Benjamin Bildstein / David Hussl
 
49erFX
Tanja Frank / Lorena Abicht
Angelika Kohlendorfer / Lisa Farthofer
Laura Schöfegger / Anna Boustani
 
Nacra 17
Thomas Zajac / Barbara Matz
Laura Farese / Matthäus Zöchling
 
Programm
3. Dezember: Day 1 / Qualifikation
4. Dezember :Day 2 / Qualifikation
5. Dezember: Day 3 / Qualifikation
6. Dezember: Day 4 / Gold Fleet / Final Series
7. Dezember: Day 5 / Gold Fleet / Final Series
8. Dezember: Day 6 / Gold Fleet / Final Series + Medalrace