Spitzensport
04.06.2018

Bildstein/Hussl stehen vor Comeback

Bildstein/Hussl starten den Weg zurück an die Weltspitze

Das vom Verletzungspech verfolgte 49er-Team mit Benjamin Bildstein und David Hussl steht nach der erneuten Zwangspause von mehr als drei Monaten vor dem ersehnten Comeback. Nach einer schweißtreibenden Reha-Phase von Steuermann Benjamin Bildstein, befinden sich die beiden OeSV-Atlethen zurzeit auf Trainingslager in Aarhus/Dänemark, um sich für den Weg zurück an die Weltspitze vorzubereiten.  

Im Trainingslager vor Aarhus kehren Bildstein/Hussl auf das Wasser zurück und bereiten sich auf das Kräftemessen mit internationaler Konkurrenz vor. Während die Kieler-Wochen von 20. – 24. Juni als erstes Abtasten dient, soll spätestens bei der Weltmeisterschaft in Aarhus (30. Juli – 12. August) wieder voll angegriffen werden.

Keine unbekannte Situation
Verletzung, Reha und Comeback auf internationales Top-Niveau ist keine unbekannte Situation für das 49er-Team mit Benjamin Bildstein und David Hussl. Ein Jahr nach der ersten Schulter-Operation von Steuermann Bildstein verletzte sich sein Partner David Hussl nach einem Radsturz schwer. Im Frühjahr 2017 überdehnte der Vorarlberger Steuermann seine Bänder, Sehnen und Muskeln bei einer Bootskenterung und kurz nach dem Gewinn der Bronzemedaille bei der WM zog sich der 26-Jährige im September 2017 ein Loch im Trommelfell im linken Ohr zu. Obwohl die Verletzungsmisere mit der bisher schwersten Operation an der linken Schulter vor drei Monaten eine Fortsetzung gefunden hat, blieb Bildstein stets positiv: „Es hilft nichts sich über die zahlreichen Ausfälle zu ärgern. Für mich war es in dieser Phase unglaublich wichtig, mich auf die Dinge zu fokussieren, die ich auch beeinflussen kann. Deswegen habe ich all meine Energie in die Reha gesteckt, um bei der Weltmeisterschaft in Aarhus wieder am Start stehen und voll angreifen zu können.“

Der harte Weg zurück
Obwohl die letzte Wettfahrt mehr als vier Monate zurück liegt, gab es für Benjamin Bildstein kaum eine ruhige Minute. Intensive Arbeit in der Kraftkammer, Unterwassertherapie sowie sportpsychologische Betreuung standen zumindest sechs Tage die Woche von Früh bis Spät auf dem Programm. „Es war eine unglaublich intensive Zeit aber ich habe strikte Disziplin bewiesen. Ich wüsste nicht was ich in dieser Zeit besser machen hätte können. Ich habe härter gearbeitet als bei jeder Verletzung zuvor und konnte die Prioritätensetzung und das Zeitmanagement im Vergleich zu meinen bisherigen Reha-Phasen verbessern. Ich habe sofort am Tag nach der Operation mit der Vorbereitung auf das Comeback begonnen und konnte jeden Tag neue Reize setzen,“ blickt Benjamin Bildstein zurück, der sich vor allem psychologisch so bereit wie noch nie zuvor zeigte. “Oft waren es mentale Aspekte entscheidend um den nächsten Sprung zu ermöglichen. Natürlich hat man den Umstand, dass man verletzt ist ständig im Kopf. Man muss eine Akzeptanz für die Verletzung entwickeln und ständig auf seinen Körper hören. Auch wenn die Schulter bald wieder reibungslos funktioniert, ändern sich vor allem in den Bewegungsabläufen einige Dinge. Doch nur weil es nicht mehr so wird wie es vor der Verletzung war, heißt es nicht automatisch, dass es schlechter wird. In der Zeit meiner zahlriechen Verletzungen habe ich allerdings auch schon die andere Seite erfahren. Ich habe auch schon Tiefpunkte hinter mir, in denen man die sportliche Zukunft hinterfragte. Diese Phase konnte ich zum Glück bereits längst wegstecken. Es zählt nur noch der Blick nach vorne.“

Comeback ist Teamarbeit
„Ohne die großartige Unterstützung meines Teams hätte die Rehabilitation nicht so schnell und reibungslos funktioniert,“ zeigt sich Benjamin Bildstein dankbar. „Mein komplettes Umfeld war top. Das Team hat alles gegeben und jeder Einzelne war sich bewusst, dass uns jeder verlorene Tag in Hinsicht auf die WM in Aarhus unglaublich wehtut. Ich möchte mich vor allem bei David bedanken, der nicht nur einmal mehr seine Treue bewies, sondern mir auch den Rücken freihielt, indem er einen großen Teil des ‚Drumherums‘ wie beispielsweise die Materialarbeit abwickelte. Auch unser Trainier Ivan und der OeSV haben uns während der schwierigen Zeit bestmöglich unterstützt ohne mir Druck zu machen. Durch das Hotel Schwärzler, in dem ich die Unterwassertherapie absolvieren konnte, und dem Olympiazentrum Vorarlberg, bekam ich die optimale Infrastruktur für meine Reha zur Verfügung gestellt,“ zeigte sich der Bronzemedaillen-Gewinner der Weltmeisterschaft dankbar. Doch auch für Vorschoter David Hussl war die Zeit alles andere als einfach. „Für mich war es eine der schwierigeren Pausen. Wir hatten bereits das komplette Programm bis zur Weltmeisterschaft durchgeplant. Unsere Ziele wurden durch die Verletzung natürlich in Frage gestellt. Im Laufe der Reha, bei der Beni wirklich alles gegeben hat, hat sich der Ausblick natürlich wieder gebessert. Segeln ist ein Teamsport. Man teilt sich die schönen Seiten und den Erfolg aber man ist auch bei Verletzungen mitgefangen. Doch uns zeichnet schon über die letzten Jahre die Loyalität und die gegenseitige Unterstützung aus. Sowie Beni bei meiner Verletzung für mich da war, habe ich jetzt versucht meinen Kollegen in dieser schweren Zeit die bestmöglichen Rahmenbedingungen für unser Comeback zu schaffen. Neben den Materialarbeiten verbrachte ich auch viel Zeit in der Kraftkammer, um und so einen physischen Vorteil zu verschaffen.“

Bodensee, Aarhus, Kiel und Gdynia als Vorbereitung zur Weltmeisterschaft
Die ersten gemeinsamen Einheiten zurück auf dem Wasser absolvierten Bildstein/Hussl bei einer Trainingswoche auf dem Bodensee. „Wir haben bereits die Basics durchtesten können. Bei den ersten Ausfahrten hat die Schulter noch wehgetan. Wir haben uns schnell gesteigert und können durchaus zufrieden sein. Natürlich sind wir uns bewusst, dass wir noch ein gutes Stück von der Konkurrenz und unserer Bestform entfernt sind. Wir müssen uns jetzt Schritt für Schritt steigern und dürfen auf keinen Fall übertreiben. Es ist wichtig auf den Körper zu hören,“ zeigt sich der Steuermann nach der ersten Trainingswoche noch vorsichtig. Beim Trainingslager in Aarhus und bei den darauffolgenden Kieler-Wochen sollen nun die nächsten Schritte für die OeSV-Athleten gelingen. „In Aarhus trainieren wir erstmals wieder auf Wellen. Das ist natürlich noch einmal etwas Anderes. Bei den Kieler Wochen gilt es dann uns wieder an die Konkurrenz heranzutasten. Wir haben dabei noch keinen Leistungsdruck und wollen neue Ideen ausprobieren. Bei der direkt darauffolgenden Europameisterschaft in Gdynia/Polen wollen wir weitere Schritte nach vorne machen. Wir können eigentlich nur positiv überraschen,“ beschreibt Bildstein die Schritte vor der so wichtigen Weltmeisterschaft in Aarhus von 30. Juli – 12. August. „Spätestens in Aarhus müssen wir wieder voll angreifen, auch wenn wir wissen, dass wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht 100% vorbereitet sein können. Dennoch wollen wir bei Weltmeisterschaft und gleichzeitigen Olympia-Qualifikation unser Potential so gut wie es uns bis dahin möglich ist abrufen und für eine Überraschung sorgen. Wir haben bereits bewiesen, dass wir nach einer Verletzung zurück an die Weltspitze kommen können. Das wollen wir nun unbedingt ein zweites Mal schaffen.“

Zum Video: https://www.facebook.com/austriansailingfederation/videos/10160407962725111/