Spitzensport
23.05.2019

Sportdirektor zieht EM-Fazit

In den vergangenen Wochen standen sowohl in Sanremo (ITA), als auch in Weymouth (GBR) die Europameisterschaften auf dem Programm. Auch wenn nur zwei Teams die Qualifikation zum Medal Race schafften, war die EM ein wichtiger Leistungstest vor den Weltmeisterschaften. Die WM steht in diesem Jahr besonders im Fokus, da Olympia-Quotenplätze vergeben werden. Im Nacra17, sowie im 49erFX hat Österreich bereits seit dem vergangenen Jahr fix das Olympiaticket. In den anderen Klassen soll bei der diesjährigen WM die Qualifikation gelingen. Ehe die gezielte Vorbereitung startet, blickt Sportdirektor Matthias Schmid noch einmal auf die Leistungen der OeSV-Boote bei den Europameisterschaften zurück.

Bargehr/Mähr mit starker EM-Performance

Die 470er bestritten ihre Europameisterschaft in Sanremo (ITA). Aufgrund schwieriger Bedingungen konnten nur wenige Wettfahrten absolviert werden. Umso bemerkenswerter war die starke Performance von David Bargehr und Lukas Mähr. Vor dem Medal Race lag das Duo auf dem vierten Gesamtrang. Im Medal Race touchierten sie beim Kampf um eine gute Startposition mit einem anderen Boot und bekamen von der Jury eine Strafdrehung verhängt. Daraufhin waren sie im Kampf um eine Medaille chancenlos und belegten schlussendlich den siebenten Gesamtrang. Für den Sportdirektor des österreichischen Segelverbandes, Matthias Schmid, war die Leistung des Duos, trotz des Missgeschicks im Medal Race, sehr zufriedenstellend: „Eine Medaille war absolut möglich. Es ist für mich höchst erfreulich, dass ihre Geschwindigkeit mit der absoluten Weltspitze mithalten kann. Die Entscheidung der Jury im Medal Race war grenzwertig. Somit ist es wirklich sehr schade, dass sie keine Medaille geholt haben.“ Während Bargehr/Mähr bereits am besten Weg zur WM-Form sind, muss das zweite österreichische Boot noch an seiner Form feilen. Nikolaus Kampelmühler und Thomas Czajka ist es in Sanremo nicht gelungen ihr volles Leistungsvermögen abzurufen. „Sie haben momentan einen Hänger. Aktuell sind sie bei weitem nicht in Topform und kämpften mit Krankheiten. Spätestens bei den Weltmeisterschaften müssen sie dann performen,“ gibt der OeSV-Sportdirektor die Marschroute vor. Die Weltmeisterschaften der 470er sind in diesem Jahr in doppelter Hinsicht spannend. Denn neben WM-Medaillen werden auch Olympia-Quotenplätze vergeben. Die 470er müssen bei den Weltmeisterschaften Anfang August im olympischen Revier von Enoshima/Japan bestehen. 

49er-Duo Bildstein/Hussl mit schwankenden Leistungen

Während die 470er ihre Europameisterschaft in Sanremo austrugen, waren alle anderen Klassen in Weymouth (GBR) am Start. Die Bedingungen an der englischen Südostküste waren mit jenen in Italien nicht zu vergleichen. Die Athleten mussten ein wahres „Monsterprogramm“ absolvieren. In der 49er-Klasse wurden 20 Rennen gesegelt. Dabei blieben Benjamin Bildstein und David Hussl unter den hohen Erwartungen. Für die beiden war es das einzige Großevent in diesem Jahr vor der wichtigen WM in Auckland (NZL), bei der um Olympia-Nationentickets gesegelt wird. Trotz einer durchwachsenen Regatta können sich die beiden bei der WM durchaus Hoffnungen auf einen Olympia-Quotenplatz machen, wie Schmid bestätigt: „Leider haben sie sich etwas unter ihrem Wert verkauft. Sie haben zwei bis drei Fehler zu viel gemacht und sich dadurch um ein starkes Ergebnis gebracht. Dennoch ist der 14. Platz in Anbetracht der Fehler in Ordnung und ich bin positiv gestimmt, dass die beiden bei der WM konstanter segeln und das Olympiaticket lösen können.“

Zajac/Matz fehlt Geschwindigkeit für absolute Top-Ränge

Das momentan konstanteste Boot des OeSV besetzen Thomas Zajac und Barbara Matz im Nacra17. Bei der EM belegten sie, wie bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr in Aarhus (DEN), den neunten Platz. Damit war das Olympiaticket gelöst, weshalb in dieser Saison daran gefeilt wird, den Schritt in die absolute Weltspitze zu schaffen. Die Ergebnisse der beiden sind die gesamte Saison über äußerst konstant, jedoch ohne den erhofften Ausreißer nach oben. Thomas und Barbara scheinen zurzeit in den unteren Top-10-Plätzen etwas festgefahren zu sein. Ihnen müssen die Bedingungen in die Karten spielen, damit sie um Medaillen mitfahren können. Der Speed und das Bootshandling müssen sich verbessern. Im Moment gibt es drei bis vier Boote, die eine deutlich höhere Geschwindigkeit haben. Wir arbeiten im Hintergrund an zwei verschiedenen Strategien, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Erfahrungsgemäß kann es sein, dass es erst kurz vor den Olympischen Spielen aufgeht. Wir haben das Glück bei der WM noch keinen Druck zu haben, da das Nationenticket in der Klasse schon gelöst ist“, so Schmid. 

Hoffnungsträger Farese/Zöchling legen Bewährungsprobe ab

Während Zajac/Matz bei jedem Rennen um Medaillen segeln möchten, gilt es für das junge Duo Laura Farese und Matthäus Zöchling Erfahrungen zu sammeln. Dass die beiden in Zukunft zur absoluten Weltspitze zählen können, haben sie in Weymouth einmal mehr bewiesen. In der Juniorenwertung landeten sie auf dem bemerkenswerten zweiten Platz. „Die beiden sind harte Arbeiter und für ihr Alter bereits jetzt sehr gute Segler. Sie profitieren sehr von den Coaches und einer Trainingsgemeinschaft. Bei Leichtwinden haben sie bereits eine sehr gute Geschwindigkeit, da können sie schon mit den Besten mithalten. Bei anderen Bedingungen gibt es aber noch deutlich Verbesserungspotenzial,“ blickt Schmid hoffnungsvoll auf das junge Duo. 

49erFX-Teams benötigen fokussierte Vorbereitung

Im 49erFX war Österreich bei der EM durch Tanja Frank/Lorena Abicht, Laura Schöfegger/Anna Boustanimit und Angelika Kohlendorfer/Lisa Farthofer dreifach vertreten. „Alle drei Duos haben das Potenzial an der Spitze mitzusegeln, allerdings momentan mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen“, weiß Sportdirektor Schmid. Frank/Abicht haben mit Silber bei der WM in Aarhus bereits bewiesen, dass sie zur absoluten Weltspitze zählen. In dieser Saison bringen sie ihre Trainingsleistungen im Wettkampf noch nicht aufs Wasser und belegten bei der EM lediglich den 33. Platz. Etwas besser erging es Schöfegger/Boustani mit Gesamtrang 26. Kohlendorfer/Farthofer beendeten die WM auf Platz 41. „Alle drei Teams sind im Training stark, können ihre Leistungen in der Regatta jedoch nicht umzusetzen. Je komplexer die Bedingungen sind, desto mehr Probleme haben sie. Die Lernkurve ist zwar vorhanden, allerdings ist das Gezeigte momentan noch zu wenig. Weymouth ist eines der anspruchsvollsten Reviere. Man hat gesehen, dass es hier für die FX-Teams noch zu schwierig war. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass bei einer fokussierten Vorbereitung wieder Top-Platzierungen möglich sind. Die Athletinnen haben schon des öfteren Bewiesen, dass die Performance eine ganze andere ist, wenn wir uns gezielt und langfristig vorbereiten können. Das stimmt mich für Japan zuversichtlich. “, zeigt sich Schmid optimistisch.