Spitzensport
23.08.2019

Pre-Olympics geben weitere Aufschlüsse

© Tobias Stoerkle - Photography

Vor wenigen Tagen sind die Pre-Olympics vor Enoshima zu Ende gegangen. Der Testevent im Vorfeld der Olympischen Spiele 2020 in Tokyo gab dem österreichischen Segelverband weitere Aufschlüsse für das nächste Jahr in Japan. "Wir konnten vor allem unseren Erfahrungsschatz erweitern und eine Vielzahl an Kenntnissen und Daten über das Rrevier gewinnen. Die sportlichen Leistungen bei dieser Regatta waren eher durchwachsen", berichtete OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid. Der aktuell verletzte Thomas Zajac befindet sich bereits wieder in Österreich und arbeitet an seinem Comeback.

Das Testevent für die im nächsten Jahr stattfindenden Olympischen Spiele „Ready Steady Tokio“ ist vor wenigen Tagen zu Ende gegangen. „Wir wissen nun relativ gut, was uns im nächsten Jahr in Japan erwarten wird. Wir haben ein besseres Gefühl dafür, wie das kommende Großevent in etwa ablaufen wird“, berichtete OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid, der nun auch weiß, worauf sich sein Team speziell vorbereiten muss. „Wir haben versucht Abläufe zu finden, um uns auf Probleme vor Ort, die Strukturen oder etwa die heißen Temperaturen besser einstellen zu können, um im nächsten Jahr beste Rahmenbedingungen für unsere Athleten zu schaffen.“

Bildstein/Hussl „großer Lichtblick“ der Pre-Olympics
Benjamin Bildstein und David Hussl waren in der 49er-Klasse der „große Lichtblick“ bei den zu Ende gegangenen Pre-Olympics. Die beiden 27-Jährigen schrammten mit Platz vier nur knapp an einer Medaille vorbei. „Sie haben in einem hochklassigen Feld bewiesen, dass sie bei gutem Bootspeed absolut in der Lage sind, um eine Medaillen mitzufahren“, so Schmid, der aber auch den Grund für das Verpassen von Edelmetall kennt: „Sie haben im Medal Race einen kleinen Fehler begangen, trotzdem waren sie zur Hälfte auf einer Position, die ihnen die Silbermedaille eingebracht hätte. Das zeigt wiedermal, wie offen der Segelsport ist und wie schnell es positive oder negative Überraschungen geben kann. Obwohl die beiden noch nicht für Olympia qualifiziert sind, segeln sie stets auf einem Top-Niveau.“

Bargehr/Mähr bringen nicht alle Puzzlesteine zusammen
Nach der enttäuschenden Weltmeisterschaft ist für die 470er David Bargehr und Lukas Mähr auch das Testevent nicht erfolgreich verlaufen. Die beiden Vorarlberger klassierten sich an 20. Stelle. „Die beiden haben das Boot absolut im Griff, um in die Top-10 zu fahren. Leider haben sie Schwächen gezeigt, die sie eigentlich nicht haben. Sie bringen momentan nicht alle Puzzlesteine zusammen.“ Das Abschneiden bei der WM sei für das Duo „auch mental ein herber Rückschlag gewesen". Der OeSV arbeite gerade daran, dass „sie wieder voll frisch sind“. Die beiden Bregenzer absolvieren hier in Japan gerade ein Mammutprogramm und sind schon seit 26. Juli vor Ort. Beim kommenden Weltcup werden die beiden nun von Matthias Schmid betreut, da ihr Trainer Mate Arapov geplanter Weise abreisen musste.

Tanja Frank und Lorena Abicht kämpfen mit Bootspeed
Österreichs 49erFX-Gespann Tanja Frank und Lorena Abicht hat die Pre-Olympics an 19. Stelle beendet. „Fehlender Bootspeed bei den hier vorgeherrschten Bedingungen“ waren laut Schmid für das Endresultat ausschlaggebend. „Tanja und Lorena sind noch nicht vielseitig genug, um bei abwechslungsreichen Bedingungen ein Top-Resultat zu erzielen. Wir wissen aber, dass sie, wenn sie ihren Speed finden, die Welt wieder anders aussehen wird.“ Daran soll vor allem in den Wintermonaten gearbeitet werden: „Wir haben das Winterprogramm, auch für die anderen 49erFx-Boote, intensiviert. Da werden wir wahnsinnig viel Zeit auf dem Wasser verbringen, Spezialtrainings abhalten und versuchen, die Skills bei Starkwind zu verbessern.“

Barbara Matz trainiert mit zweifachem Goldmedaillengewinner
Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Thomas Zajac hat Barbara Matz mit dem zweifachen Olympia-Goldmedaillengewinner Roman Hagara einen prominenten Trainingspartner bekommen. Die beiden werden in den nächsten Tagen ausschließlich bei Leichtwindverhältnissen miteinander trainieren. „Tom und Barbara haben hier einen guten Fortschritt gemacht. Wir waren zuversichtlich, dass wir zu den Top-3 aufschließen können, umso bitterer war dann die Verletzung. Dass wir nun Roman Hagara als Trainingspartner gewinnen konnten, wird für Barbara ein guter Input sein“, weiß Matthias Schmid. Ausgeschlossen sei laut ihm aber „ein Training bei Starkwindbedingungen“. „Wenn man den Nacra 17 nicht über mehrere Monate trainiert, ist es auch für einen der besten Katamaran-Segler, zu gefährlich bei starkem Wind zu segeln.“

Weltcup nahezu voll besetzt
Enoshima bleibt auch in den kommenden Tagen der Segel-Hotspot. Ab 25. August ist das Olympia-Revier Austragungsort des Weltcups. Der OeSV ist bei diesem Event nahezu vollzählig vertreten, lediglich das Nacra 17-Duo Thomas Zajac und Barbara Matz wird verletzungsbedingt fehlen. Mit den beiden 49erFX-Booten Laura Schöfegger/Anna Boustani und Angelika Kohlendorfer/Lisa Farthofer, sowie Niko Kampelmühler/Thomas Czajka im 470er, dem jungen Nacra 17-Paar Laura Farese/Matthäus Zöchling und den Teilnehmern der abgeschlossen Pre-Olympics stellt der Verband sieben Boote. „Ich hoffe, dass die vier bei den Pre-Olympics nicht teilgenommenen Teams mit vollem Elan reinstarten und sich auch im Hinblick auf die interne Ausscheidung beweisen“, berichtet Matthias Schmid. Das gesamte OeSV-Team stehe laut Schmid vor der Aufgabe „diesen intensiven, komplexen Sommer hier in Japan mit vollem Elan, vollster Konzentration abzuschließen“. Die bevorstehende Regatta wird weiterhin dazu dienen, um an den meteorologischen Projekten zu arbeiten und noch mehr Kenntnisse über die Windverhältnisse und Strömung zu erhalten. „Bei den meisten Teambesprechungen wird auch Thomas Zajac via Skype zugeschalten werden“, bindet Schmid auch den verletzten Olympiamedaillengewinner in die umfangreiche Analysearbeiten ein.

Thomas Zajac arbeitet für ein rasches Comeback
Thomas Zajac ist seit Dienstag wieder in Österreich. Damit keine Zeit verloren geht, wurde er direkt vom Flughafen in das Wiener AKH gebracht. Bei den Untersuchungen des behandelten Arztes vom Olympiazentrum Wien OA Dr. Ulrich Koller stellte sich heraus, dass das Innenband doch schwerer verletzt ist, als zunächst in Japan angenommen (Grad 3 statt 2). Aus diesem Grund wurde auch die Möglichkeit einer Operation diskutiert, gemeinsam mit den Ärzten entschloss sich Zajac aber für eine konservative Behandlung. „Das ist möglich, weil eine gute Muskulatur vorhanden ist. Eine Operation würde den Wiedereinstieg noch länger hinauszögern“, erklärt der Wiener, der bereits mit der Physiotherapie begonnen hat. „Die Betreuung im AKH war sehr gut, ich gehe jetzt zwei Wochen auf Krücken. Das Knie fühlt sich an wie Pudding, jede unbedachte Bewegung wird mit einem Stich und Schmerzen bestraft. Ich hoffe aber auf eine schnelle Genesung, mein Ziel ist es am 15. September zu unserem geplanten Trainingslager zurück nach Japan zu fliegen“.

Neben der intensiven Arbeit an seinem Comeback bereitet sich der Olympia-Bronzemedaillengewinner von Rio aus der Ferne bestmöglich auf Tokyo 2020 vor. „Ich arbeite die ganzen Daten von den gewonnenen Revierkenntnissen durch und stehe täglich mit dem Team in Japan in Kontakt. Ich versuche so viel wie möglich mitzubekommen und erhalte immer Zusammenfassungen der Wetterbriefings,“ erklärt der 33- Jährige. In der Zwischenzeit trainiert Vorschoterin Barbara Matz mit Roman Hagara, der als Teil des Trainerteams in Japan vor Ort ist. Dass sich diese Möglichkeit ergeben hat, sorgt auch für Zajac für Erleichterung. „Das Schlimmste wäre, wenn wir beide einen langen Leerlauf hätten. Es ist wichtig, dass Barbara im Training bleibt. Ich bin so lange dabei, durch meine Erfahrung fällt mit das Zurückkommen leichter“.