Spitzensport
09.08.2019

OeSV-Physiotherapeut berichtet rund um das Team

Copyright: Tobias Stoerkle - Photography

Im Olympia-Revier von Enoshima hat mit der 470er-Weltmeisterschaft der erste Höhepunkt begonnen. Die beiden Boote Bargehr/Mähr und Kampelmühler/Czajka werden vom OeSV-Betreuerteam bestens versorgt. Physiotherapeut Tobias Hatzmann liefert in den nächsten Tagen einige WM-Einblicke und stellt sich und seine Kollegen näher vor.

09.08.2019

Der heutige Tag wird für jene, die schon länger in Japan sind, durch lange Behandlungseinheiten, Regenerationstraining und kleine Arbeiten im Club geprägt. Für den Großteil des restlichen Teams ist es ein Reisetag. Ein guter Zeitpunkt, um über weitere Dinge abseits des Segelsports zu berichten. Vorgestern konnten 7 Kuriositäten vorgestellt werden - mit dem Versprechen, dass noch weitere 7 folgen:

Reservierte Zeiten im Gym
Wir starten wieder sportlich, und zwar mit einigen Besonderheiten im Fitnessstudio: Neben einigen Geräten, wie zum Beispiel dem Squat Rack und einigen Ausdauergeräten, hängen Whiteboards, an denen man sich eintragen muss. Ein Ausdauergerät darf maximal 30 Minuten verwendet werden, der Kniebeugen-Ständer maximal 15 Minuten. Kurios ist das vor allem aus der Sicht der Trainingslehre.

Strandregeln:
Vor manchem Badestrand patrouilliert spezielles Wachpersonal, welches die Strandregeln lautstark verkündet und mit Schildern verdeutlicht. Neben Alkohol-, Rauch- und Lärmverbot müssen auch Tätowierungen versteckt werden. Kuriose Bilder und Szenen beim Blick auf den Strand: viele lieben es offensichtlich, sich zur Gänze vergraben zu lassen.

Schwimmbad:
Mit der nötigen Trainingserfahrung und einer guten Technik bietet Schwimmen eine willkommene Möglichkeit und Abwechslung für das Ausdauer- und Regenerationstraining. Die Bahnen im Schwimmbad sind streng unterteilt in „Plantscher“, Schwimmer und „Geher“. Die Schwimmer haben sich auch an bestimmte Regeln zu halten: Pro Bahn ist nur eine Richtung erlaubt – retour geht es bei jener daneben. Kurios daran: die Menschen halten sich wirklich daran

Raucherzonen:
Was man aus Sicht eines Nichtrauchers zwar sehr begrüßen kann, was aber dennoch ein skurriles Bild liefert, sind die eingezäunten Areale am Strand, an denen geraucht werden darf.

Spielhallen und Animes:
Am Weg durch die Stadt passiert man unzählige Spielsalons, gefüllt mit blinkenden Automaten, lauter Musik und apathisch wirkenden Gamer-Gesichtern. Am Wochenende bilden sich sogar lange Menschenschlagen, die Einlass suchen. In einem, unserer Unterkunft nahe gelegenen, Kaufhaus, gibt es im obersten Stockwerk eine eigene Anime-Abteilung. Unzählige Manga-Comics, Spiel- und Sammelkarten, Stofffiguren, etc. füllen die Regale.

Kurios daran: es gibt sogar eine Erwachsenenabteilung

Kindergartengruppen:
Schuluniformen sind kein ungewöhnliches Bild in Japan. Ein besonders liebenswerter Anblick sind jedoch die Kindergartengruppen, deren verschiedenfärbige Kappen ihren Betreuern offensichtlich das Durchzählen erleichtern sollen. Kaum vorstellbar ist die Disziplin der Kinder, die selbst am ungesicherten Bahnsteig in Reihe und Glied nahezu still auf den Zug warten. Ein Bild, das wahrscheinlich alle Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen hierzulande als kurios bezeichnen würden.

Nicht täuschen lassen vom Outfit der Kinder – das Bild wurde im Oktober vor zwei Jahren aufgenommen.

Höflichkeit und Zuvorkommenheit
Als positiven und schönen Abschluss der Kuriositätenliste kann man die extreme Höflichkeit der Menschen beschreiben, die scheinbar immer versuchen, jene des Gegenübers zu toppen.
Kurios muss das vor allem für Wiener Kellnerinnen und Kellner sein ;-) 

 

08.08.2019
Für die meisten 470er-Segler ging die Weltmeisterschaft heute zu Ende, die Top-10 bestreiten am Freitag noch das Medal Race. Der Tag beginnt bei den 470ern immer mit einer netten Tradition, die eigentlich sonst nirgends gemacht wird: die bestplatzierten drei Teams bekommen bei einer eigenen Zeremonie ihre Bibs überreicht. Für Fotografen und TV-Kameras ist das ein gerngesehenes Motiv.

Bargehr/Mähr gewinnen Silberflotte souverän
Die Stimmung im OeSV-Team war relativ gut und entspannt, konnte doch mit den gestrigen Resultaten etwas Selbstvertrauen zurückgewonnen werden. David und Lukas knüpften auch am Donnerstag an diese Leistungen an und beendeten die Silberflotte an erster Stelle (zum Tagesbericht).

Während die restlichen OeSV-Segler schön langsam in das Olympiarevier zurückkehren, steht für die 470er-Athleten in den nächsten ein bis zwei Tagen Regeneration auf dem Programm. In der Physiotherapie wird nun vorbeugend gearbeitet, damit das Quartett seine Routinen beibehält und schon bald wieder mit leichtem Training an Land anfangen kann.

Der vielseitige 470er-Coach Mate 
Mate Arapov ist seit Jahren fixer Bestandteil des Nationalteams und Coach unserer 470er. Aus dem Team ist er längst nicht mehr wegzudenken, aber noch weniger aus dem Segelsport.

Er selbst berichtete, dass es schon immer sein Traum war, im Hafen zwischen und auf Booten zu arbeiten. Diesen Traum erfüllte er sich mit vielen erfolgreichen Trainerjobs, aber auch als Bootsbauer. Neben dem Segelverband vertrauen viele auf die Qualität seiner Boote – kennt man Mate, weiß man, dass seine „Lolivul“-Produkte durchdacht, langlebig und robust sind.

Seine Erfahrungen, sein umfassendes Wissen, aber auch seinen Ehrgeiz, den der selbst sehr erfahrene Segler und frühere Olympiateilnehmer (2000, 2004) ins Team einfließen lässt, lassen alle davon profitieren. Mate ist es gewöhnt, hart zu arbeiten und liebt das auch – etwas, das er auch seinen Seglern abverlangt.

Am besten könnte man Mate als kroatische Version eines Leathermans oder als in Split gebaute Variante eines Schweizer Multifunktionstaschenmessers beschreiben, so vielseitig wie er ist.
Nach einem harten Tag, wo andere längst Feierabend machen, hält er die Motorboote anderer Coaches in Schuss oder repariert Fahrräder. Das „Multifunktionstalent“ verfügt neben unzähligen Handwerksfunktionen außerdem über eine Koch- und an Perfektion grenzende Grillkomponente.

Kurz und bündig kann man ihn als beeindruckende Person beschreiben, von der man sich in vielerlei Hinsicht inspirieren lassen kann.

07.08.2019

Konzentriertes Weiterarbeiten, sich weiter verbessern und auch etwas Ablenkung, um zu resetten und den Kopf frei zu bekommen für alle weiteren Aufgaben, steht nicht nur aktuell auf der Agenda der Segler, auch der Blog widmet sich heute einem ganz anderen Thema: Vor 3 Jahren war Japan für nahezu jeden von uns Neuland und alle erinnern sich gerne zurück an die ersten Eindrücke, aber auch die Überraschungen, die dieses großartige Land für uns bereithielt. Heute und am Freitag werden je 7 Kuriositäten vorgestellt:

Ramen:
Neben Sushi, Sashimi und Co., Speisen, die wohl jeder mit Japan verbindet, ist eine eigentliche Spezialität „Ramen“; ein großer Teller Nudelsuppe, der liebevoll mit Fleisch, einem halben Ei, etc. garniert wird. Das kuriose daran: man isst es typisch für Japan mit Stäbchen und darf bzw. soll richtig laut schlürfen dabei. Was man sich anfangs nicht vorstellen kann: die Portionen sind so groß, dass man selbst von Suppe satt werden kann.

Getränke:
An jeder Straßenecke und an den abgelegensten Plätzen findet man die oft hell beleuchteten Getränkeautomaten. Das positive und bei uns leider oft kaum vorstellbare: es gibt neben Wasser noch weiter gesunde Getränke. Kalte, ungesüßte Tees in allen Variationen, kalter, schwarzer, ungesüßter Kaffee, der selbst Liebhaber glücklich macht und verschiedene Säfte machen mehr als zwei Drittel des Sortiments aus. Kurios für vielleicht manchen Europäer: man kommt gut ohne Zucker aus.

Verkehr:
Nach dem ersten Aufenthalt in Japan stand für das Team fest: Autos werden überbewertet. Anfangs bestand vor allem die Angst, die Verkehrssituation würde die Fortbewegung mit dem Fahrrad gefährlich machen. Schnell stellte sich aber heraus, dass es ein gutes Netz an Radwegen gibt und dass die höfliche und zuvorkommende Art der Menschen auch im Straßenverkehr weitergelebt wird. Kurios für uns Österreicher und für alle jene, die täglich mit dem Auto pendeln: blickt man beim Passieren mit dem Fahrrad in die Gesichter der Autofahrer und Autofahrerinnen, sieht man eine Gelassenheit, welche man auf einer Südost-Tangente wohl vergebens sucht.

Surfshops:
Am Weg zum Club passiert man unzählige Surfshops und Surfboards an Fahrrädern und Mopeds lassen einen glauben, irgendwo in Hawaii oder Bali zu sein. Die meisten Locals hier scheinen surfbegeistert zu sein und selbst in den Sommermonaten bei 20 cm hohen Wellen sitzen unzählige Surfer und Surferinnen im Meer auf ihren Boards und warten auf Wellen. Spätestens wenn die Taifun-Wellen kommen, sieht man, dass sie nicht nur sitzen, sondern auch richtig gut surfen können. Kurios daran: obwohl das Wasser über 25 °C hat, gibt es keinen, der ohne Neoprenanzug surft.

Fitnessstudios:
Je länger man hier ist und je genauer man sich umblickt, desto mehr Fitnessclubs findet man. Sie sind meist mit vielen Geräten ausgestattet, Kraftsport in Japan ist jedoch weniger populär. Kurzhanteln enden meist bei 20-25 kg und schwere Langhanteln sucht man auch vergebens, was viel Kreativität im Training erfordert. Kurios und gleichzeitig wunderbar: alle Altersgruppen trainieren nebeneinander und Krafttraining im höheren Alter scheint hier nicht auf wissenschaftliche Studien beschränkt zu sein.

Laufen:
Subjektive Betrachtungen machen Laufen zum unbestrittenen Volkssport Nummer 1. Morgens und abends in den Parks sucht man vergebens nach einsamen Laufstrecken. Überall tummeln sich unzählige sportbegeisterte mit Marathonshirts auf den Wegen in den Grünanlagen. Das kuriose daran: viele von ihnen feierten ihren 70er oder 80er schon vor Jahren.

Körperkonstitution:
Gesundes Essen, viel trinken, Krafttraining im Alter und ausreichend Ausdauersport – das funktioniert nicht nur in der Theorie. Es gibt größtenteils schlanke Menschen hier und sehr viele fitte ältere Personen. Kurios daran: nichts, weil das Rezept dafür ja eigentlich ein ziemlich einfaches ist. ;-)


06.08.2019
Nachdem Tobias in der Früh eine Trainingseinheit mit Benjamin Bildstein absolvierte, ging es mit dem Rad in knapp 15 Minuten in den Olympia-Hafen. Beim Betreten der großen Betonfläche des Regattaparks bekommt man den Eindruck, als würde „die Luft stehen“. Da jede Tätigkeit bei diesen Bedingungen noch einmal anstrengender ist, ist die Zufuhr von Flüssigkeit für Athleten und Betreuer enorm wichtig.

Das gesamte Team fiebert mit 
Die Stimmung bei den österreichischen 470er-Seglern war gut, mit Zuversicht gingen sie am dritten WM-Tag auf das Wasser. Die Teamkollegen fieberten an Land und in der Ferne mit. So holten sich beispielsweise Psychologe Björn und Fitnesscoach Jürgen, die aktuell beide in Österreich sind, über Kurznachrichten die neuesten Informationen von Tobias. Leider verlief der Tag nicht wie erwünscht, mit dem Verpassen der Goldflotte wurde das erste Ziel verpasst (zum Tagesbericht).

Tobias war schon bei großen Erfolgen der österreichischen Segler dabei, kennt aber auch die Momente der Enttäuschung. Die Sportler reagieren sehr unterschiedlich auf Misserfolg. Man merkt sehr schnell, ob sie drüber reden oder eher alleine gelassen werden möchten. An Tagen wie diesen reicht oft eine Umarmung, ein Themenwechsel bringt Aufheiterung. Am Abend sind alle zur Behandlung bei Tobias, Ablenkung und Entspannung zugleich. Für den OeSV-Physiotherapeuten ändert sich nichts, die Betreuung wird auch in der Silberflotte wieder höchst professionell ablaufen.

Elena versorgt das Nationalteam mit meteorologischen Daten
Elena Cristofori ist seit mehr als zehn Jahren als Meteorologin für das Team tätig.

Wie alle guten Seglerinnen und Segler wissen und alle Laien sich denken können, kann man ohne die nötigen Kenntnisse betreffend Wind, Strömungen, etc. keine Wettfahrt, geschweige denn keine Regatta gewinnen.

Neben den akribisch vorbereiteten Wetter-Briefings, Schulungen, Gruppen- und Einzelcoachings erarbeitet sie anhand unzähliger Messungen revierspezifische Wetterszenarien, die im Segelsport zu den bestens gehüteten Geheimnissen zählen, weshalb wir schnell wieder das Thema wechseln…

Elena kann man ohne Bedenken als extrem wissbegierige, mannigfach interessierte Person beschreiben, die Wissenschaft im Blut hat und den Drang hat, Dinge nicht nur zu verbessern, sondern zu perfektionieren. Neben dem Segelsport war sie Professorin am Technikum Turin und arbeitet jetzt zusätzlich mit ihrer Firma 'TriM' an nationalen und internationalen Projekten für diverse Forschungszentren und Non-Profit Organisationen. Im Rahmen mehrerer Hilfsprojekte nutzt ihre Arbeitsgruppe zum Beispiel Erkenntnisse aus wetterspezifischem Risikomanagement zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung, Infrastruktur oder medizinischen Versorgung in Afrika.

Ihre Vita würde den Rahmen dieses Blogs sprengen, alleine sie zu googlen lohnt sich aber schon. Unter den Coaches gibt es kaum Streitthemen; maximal jenes, wer Elenas umfassendes Wissen am Motorboot nutzen darf, was aber vielleicht auch ihrem Humor und ihrem freundlichen Wesen geschuldet ist.

Neben ihrer hauseigenen Olivenölproduktion kann mal wohl auch ihre Hühner zu Hause in Italien zu ihren Hobbies zählen, die – wie man im Team munkelt – aufgrund ihrer gesunden Ernährung und des vielen Auslaufs neben Eiern sogar Avocados legen können. Eines hat sie auch hier in Enoshima mit ihren Hennen gemein: sie steht lange vor allen anderen auf, um alle nötigen Informationen aufzubereiten, ist ständig auf den Beinen und am Schaffen und spürt vor allen anderen, wann der Regen kommt.

05.08.2019
Wie schon am Vortag zeigte sich Enoshima auch am Montag von seiner heißen Seite. Viele der 470er-Segler haben sich deshalb ein Zelt mitgenommen und bis zum Rausfahren darin verkrochen. Der Anblick deutete deshalb mehr auf eine verlassene Zeltstadt als eine Weltmeisterschaft hin. Um der Sonne nicht direkt ausgesetzt zu sein, haben sich sogar Krisztina und Elena einen Sonnenschirm auf das Motorboot mitgenommen.

Taifune ziehen an Japan vorbei 
Einzig auf der Aussichtsplattform kamen einige Segler zusammen, um zu beobachten, wie die Wellen direkt bei der Betonmauer vor der Hafeneinfahrt brechen. Da in den letzten Tagen drei Taifune an Japan vorbeigezogen sind, gab es schon heute sichtbar höhere Wellen. Bis Sonntag sind sogar 3 Meter hohe Wellen angesagt. Als die 470er endlich auf das Wasser gingen, kehrte Tobias in das Hotel zurück, um mit Benjamin Bildstein zu arbeiten. Am Abend kümmerte sich der OeSV-Physiotherapeut auch um die 470er-Athlethen. Nachdem deren Tag ganz und gar nicht nach Wunsch verlief (zum Tagesbericht), half er ihnen dabei, den Kopf freizukriegen.

Durch die Taifune hat das Wetter aufgeklärt, der Himmel und die Wolkenformationen waren heute viel besser sichtbar. Mit einem schönen Bild vom Sonnenuntergang über dem Mount Fuji sorgte ein Vorarlberger 49er-Steuermann, der anonym bleiben möchte ;-) , für den passenden Beweis.

Krisztina steht den Athleten als Sportpsychologin zur Seite 
Krisztina Bóna ist seit ca. 18 Monaten fixer Bestandteil im Team der Sportpsychologie und arbeitet intensiv mit dem Team der 470-Segler. Die gebürtige Ungarin begleitet unsere Segler bei wichtigen Events und ist abseits dieser Einsätze laufend mit den Athleten via Skype verbunden. Neben den Jungs arbeitet sie auch noch intensiv mit den 49erFX-Teams.

Sportpsychologie ist im Spitzensport längst nicht mehr wegzudenken. Neben vielen technischen und taktischen Entscheidungen im Vorfeld und während einer Regatta, ist entscheidend, die EINE richtig zu treffen. Hier gilt es dann natürlich besonders klar, fokussiert, aktiviert und am „mentalen Höhepunkt“ zu sein.

Neben der umfangreichen wissenschaftlichen Arbeit im Hintergrund ist der direkte Kontakt vor Ort unabdinglich. Kriszina begleitet die Teams den ganzen Tag am Motorboot, bei allen Meetings und führt viele Einzel- und Gruppengespräche. Die Kommunikation zwischen den Athleten, aber auch jene mit dem Trainer auf einem bestmöglichen Level, kann dadurch gewährleistet werden.

„Es ist sehr wichtig, dass jedes Team mit seinem Trainer auf der selben Wellenlänge ist, die Prozesse und Ziele klar definiert sind. Aus diesem Grund gehe ich sehr systematisch vor. Ich spreche sowohl mit dem Segler als auch Trainer regelmäßig über die Leistung und das Wohlbefinden des Athleten“, erklärt Krisztina Bona.

Gerade in einem Sport wie Segeln, bei dem die Teammitglieder oft mehr als 300 Tage im Jahr und oft mehr als 18 Stunden am Tag zusammen sind, ist das nicht mehr wegzudenken. „Wie in einer Ehe, nur dass man sich mehr sieht“, hat ein Vorarlberger Vorschoter mal gesagt.

Während einer Weltmeisterschaft liegt das Hauptaugenmerk vor allem darin, die hart erarbeiteten Routinen und Abläufe beizubehalten. Die Erfolge werden vor allem an Hand der erreichten Prozesse gemessen.

Krisztina zeichnet besonders ihre ruhige und angenehme Art aus. Ihre innere Ruhe erreicht sie durch Yoga, zu dem sie gerne alle Teammitglieder einlädt. Ihr fröhliches und scheinbar immer gut gelauntes Wesen ist aus dem Team nicht mehr wegzudenken.

04.08.2019
Mit einem gemeinsamen Frühstück von Athleten und Betreuern startete das OeSV-Team heute in den ersten Tag der 470er-Weltmeisterschaft. Alle waren gut aufgelegt und fokussiert, es herrschte dennoch eine ganz eigene Stimmung – wie etwa vor einer Abschlussprüfung: Jeder weiß, dass er sich gut vorbereitet hat, eine gewisse Nervosität ist aber trotzdem vorhanden. Danach ging es in den Club, wo auch eine ungewöhnliche Stille herrschte.

Sechs Liter Elektrolytgetränke und Coolpacks gegen die Hitze 
Die Teams setzten früher die Segel als sonst, waren dann aber doch zum Warten gezwungen. Zwar fuhren sie am frühen Nachmittag auf das Wasser, eine Wettfahrt konnte aufgrund des ausbleibenden Windes nicht in die Wertung gebracht werden (zum Tagesbericht). Die große Hitze machte den Athleten zu schaffen, dank der guten Vorbereitung waren sie aber bestens versorgt. So standen jedem Segler sechs Liter Elektrolytgetränke und eigene Coolpacks am Wasser zur Verfügung. Während sich 470er-Coach Mate sowie Meteorologin Elena und Psychologin Kristina am Motorboot um die beiden österreichischen Teams kümmerten, nutzte Physiotherapeut Tobias die Zeit für ein Krafttraining samt anschließender Behandlung mit 49er-Steuermann Benjamin Bildstein.

Lukas Mähr und Co. sind bereit
Am Abend kümmerte sich Tobias um die 470er-Segler, für die nach dem kräftezehrenden Warten Regeneration auf dem Programm stand. Am Montag soll der WM-Auftakt gelingen, die OeSV-Teams sind auf jeden Fall bereit.

 

Vorstellung Tobias Hatzmann
Mein Name ist Tobias Hatzmann und ich darf das österreichische Segelnationalteam als Physiotherapeut begleiten und betreuen. Erstmals kam ich mit dem Team 2014 bei einem 3-wöchigen Trainingslager in Rio de Janeiro in Kontakt, seit 2017 betreue ich das Team bei allen großen Events und wichtigen Trainingslagern und bin im Jahr ca. 110 Tage mit dem Team unterwegs.

Meine Aufgaben sind wie der Segelsport mannigfach. Die häufig von Außenstehenden gestellte Frage, was die üblichen Beschwerden der Segler seien, lässt sich zum Glück nur schwer beantworten.
Ich habe im Laufe meiner Karriere als Sportphysiotherapeut schon viele Sportarten kennengelernt, kaum eine aber, die so facettenreich ist wie der Segelsport. Die unterschiedlichen Klassen und auch die Aufgabe am Boot stellen unterschiedliche Aufgaben an die Athleten und Athletinnen, haben aber alle gemein, dass sie extrem hohe Anforderungen an Kraft, Ausdauer, Koordination, Taktik, der Verarbeitung von äußeren Einflüssen und allen sozialen Belangen eines Teamsports voraussetzen.

Neben der Akutbetreuung und Diagnostik nach Unfällen, der Unterstützung bei der Reha nach Verletzungen und der Durchführung aller Maßnahmen, die der Regeneration dienen, machen Kraft-, Bewegungs- und Mobilitätstest einen wichtigen Teil der Arbeit aus. Der regelmäßige Kontakt mit den Sportlerinnen und Sportlern sowie die äußerst gute Zusammenarbeit mit dem Trainerteam, den Sportpsychologen und dem Sportwissenschaftler lassen uns Probleme meist vor der Entstehung erkennen und uns gegebenenfalls gegensteuern.

Neben den klassischen Aufgaben eines Physiotherapeuten versuche ich auch das Team so gut wie möglich in allen anderen Belangen zu unterstützen. Sei es beim Containerpacken, Arbeiten am Boot, Einkäufen oder einfach nur dadurch, gute Stimmung verbreiten zu wollen. All das fällt einem aber auch nicht schwer. Das Team ist schließlich wie eine große Familie und da macht man das gerne, ohne viel nachzudenken.

Ich fühle mich sehr wohl und gut aufgehoben und Einsätze mit dem Team sind schon seit Anfang an neben der Abwechslung zum Alltag in der Praxis von einer großen Vorfreude, gute Freunde zu treffen, begleitet. Was mir von Anfang an besonders positiv auffiel, war die positive Stimmung im Team, der Umgang zwischen allen Mitgliedern und die Bereitschaft der Athleten und Athletinnen, Know-how teamintern ohne ein großes Konkurrenzdenken zu teilen sowie die vielen gemeinsamen Rituale bei Geburtstagen, gemeinsamen Essen, usw.