22.08.2015

Rio Test Event: DER WEG BLEIBT DAS ZIEL

Österreichs Top-Boote bestätigen bei der Olympia-Generalprobe vor Rio de Janeiro den eingeschlagenen Kurs und lassen nicht locker.
Ab 8. September wird wieder vor Ort trainiert.

Geht es nach den Wünschen und Vorstellungen der heimischen Armada, will man bei den Olympischen Spielen 2016 in vier Disziplinen um die Medaillen mitsegeln. Ein ambitioniertes Ziel für ein Binnenland, zumal der Strömungs- und Windfaktor in und Eingangs der Guanabara-Bucht aufgrund der Topographie ein Maximum an Routine und Gefühl erfordert. Neben der individuellen Regattaaktivitäten wurden deshalb in den vergangenen drei Jahren 160 Segeltage in das Reviertraining und die Materialtest vor Ort investiert. Eine hohe Belastung, aber ganz offenbar der richtige Weg, denn die Bilanz der Olympiageneralprobe liest sich durchwegs positiv.
 
Alle vier OeSV-Teams qualifizierten sich im Rahmen des Test-Events für die Medal Race Entscheidungen, nach der Silbermedaille durch Nico Delle Karth und Niko Resch, hatten heute beide OeSV-470er-Teams Chancen auf Edelmetall. Die finale Attacke brachte auf dem extrem trickreichen Medal Race Kurs Pão de Açúcar zwar nicht ganz die erhofften Früchte, dafür setzten Thomas Zajac und Tanja Frank im Medal Race der Nacra17-Klasse mit einem sehenswerten Start-Ziel-Sieg und 18 Sekunden Vorsprung auf den Rest der Flotte ein Ausrufezeichen. Das heimische Mixed-Multihull-Duo, das im Grunddurchgang nicht immer sein Potential ausschöpfen konnte, beendet die Konkurrenz damit an achter Position.

Matthias Schmid und Florian Reichstädter gaben die mögliche Medaille durch eine windstrategisch falsche Entscheidung auf der ersten Kreuz aus der Hand, die Vize-Europameister von 2014 beendeten das Medal Race auf Rang acht und die Konkurrenz auf Platz sechs. Lara Vadlau und Jolanta Ogar hatten anfangs alle Optionen, bei nachlassendem Wind riss allerdings der Faden, was einen neunten Rang im Medal Race und Gesamtplatz sieben zur Folge hatte.
 
Die heimischen Segler fliegen morgen nach Österreich zurück, nach einer kurzen Verschnaufpause und dem Antritt bei den nationalen Meisterschaften (3.-6.9) kehrt der Olympakader am 8. September für einen weiteren, dreiwöchigen Trainingsblock nach Rio zurück.

Stimmen:

Florian Reichstädter:
„Wir haben auf der ersten Kreuz auf die windtaktisch falsche Seite gesetzt, damit war die Medaille außer Reichweite, schade, aber unterm Strich war es eine sehr gute Woche. Wir haben uns speziell bei Leicht- und Mittelwind enorm gesteigert und bis zum Schluss um die Podestplätze mitgemischt. Darauf können wir aufbauen, wir blicken weiterhin optimistisch in die Zukunft und werden unseren Weg konsequent weitermarschieren.“
 
Lara Vadlau:
„Wir haben zwar alles versucht, aber es war die gesamte Woche über nicht wirklich der Flow drinnen. Das heutige Medal Race war symptomatisch für die gesamte Serie, am Anfang hat es super ausgesehen, dann hat der Wind ausgesetzt und der Rhythmus war weg. Wir haben aufgrund meiner Kreuzband-Verletzungen in der Vorsaison vier Monate und heuer zehn Wochen nicht segeln können, speziell hier haben wir Nachholbedarf, das haben wir vor der Regatta gewusst und das hat sich auch bestätigt. In Anbetracht der Umstände ist die Leistung nicht schlecht, wir wissen wo wir den Hebel ansetzen müssen und was bis zu den Spielen zu tun ist.“
 
Thomas Zajac:
„Der Grunddurchgang ist für uns nicht ganz nach Wunsch gelaufen, wir haben speziell taktisch unser Potential nicht ganz ausschöpfen können und uns das Leben mit vielen kleinen Fehlern unnötig schwer gemacht. Das heutige Medal Race zeigt was möglich ist, es war zwar klar, dass im Gesamtklassement keine großen Sprünge mehr drinnen sind, trotzdem freut uns dieser Sieg extrem.“
 
Georg Fundak/OeSV-Sportdirektor:
„Dieser Test Event war neben den Klassen-Weltmeisterschaften unsere heurige Zielpunkt-Regatta, wir haben ein unglaublich intensives Trainings- und Testprogramm hinter uns und unsere bisherige Arbeit mit einer kollektiv guten Leistung bestätigt - das freut mich sehr. Der Hunger der einzelnen Mannschaften ist nach wie vor sehr groß, das muss so sein, denn wir haben ein weiteres sehr wichtiges Jahr vor uns, in dem es gilt an den individuellen Schrauben zu drehen. Zum Teil haben wir noch Aufholbedarf in materialtechnischen Fragen, zum Teil muss die mentale Arbeit noch forciert werden und entscheidend ist, wie die Teams die wissenschaftlichen Inputs umsetzen können. Auch auf der technischen Ebene und beim Strömungssegeln, wo die Routine im Vordergrund steht, gibt es noch Reserven. Wir sind mit dem Stand der Dinge zufrieden, wissen aber auch, dass der Prozess weitergehen muss. Deshalb kehren wir nach einer zweiwöchigen Pause wieder nach Rio zurück und spulen im September den nächsten Trainingsblock ab.“

Endstand:

49er/10Wettfahrten/1Streicher+MR:
1. Peter Burling/Blair Tuke               NZL      29
2. Nico Delle Karth/Niko Resch    AUT     40 (5/2/7/2/4/(11)/5/3/6/2/2*)
3. Erik Heil/Thomas Plössel            GER     60
 
470er-Herren/9Wettfahrten/1Steicher+MR:
1. Mathew Belcher/William Ryan                      AUS     45
2. Sofian Bouvet/Jeremie Mion                         FRA     47
3. Sime Fantela/Igor Marenic                           CRO     52
4. Onan Barreiros/Juan Carera                        ESP      53
5. Anton Dahlberg/Frederik Bergström            SWE     63
6. Matthias Schmid/Florian Reichstädter     AUT     64 (9/(12)/9/2/3/7/8/6/4/16*)
 
470er-Damen/9Wettfahrten/1Streicher+MR:
1. Anne Haeger/Briana Provancha      USA     36
2. Hannah Mills/Saskia Clark               GBR     43
3. Jo Aleh/Polly Powrie                         NZL      46
7. Lara Vadlau/Jolanta Ogar              AUT     65 (3/6/7/(16)/7/9/9/3/4/18*)
 
Nacra17/11Wettfahrten/1Streicher+MR:
1. Jason Waterhouse/Lisa Darmanin   AUS     47
2. Billy Besson/Marie Riou                    FRA     52
3. Mandy Mulder/Coen de Koning        NED     60
8. Thomas Zajac/Tanja Frank             AUT     91 (8/7/11/9/10/7/6/(UFD)/5/14/12/2*)