22.08.2016

Olympisches Tagebuch - Teil 13: AUF ZU NEUEN UFERN

Nach den Olympischen Spielen ist vor den Olympischen Spielen – die Vorbereitung für Tokio 2020 startet für den Österreichischen Segel-Verband mit der Analyse von Rio.

 

 

Die kommenden Wochen dienen der individuellen Aufarbeitung und Gedankensammlung, Anfang Oktober trifft das Segel-Olympiateam mit den Verantwortlichen des Verbandes zu einer Nachbesprechung im OeSV-Headquarter in Neusiedl am See zusammen. Anschließend werden die Weichen gestellt und die Ärmel neuerlich hochgekrempelt.

Letzteres war auch am Tag nach den letzten Medal Race-Entscheidungen notwendig. Das Olympia-Equipment – unter anderem ein Dutzend Segelboote, 25 Masten, 30 Garnituren Segel, 4,5 Kilometer Schoten, 600 Kilogramm Werkzeug und drei Motorboote - musste in zwei je zwölf Meter lange Container verpackt werden.

Letzter emotionaler Höhepunkt waren der Einmarsch du die Feierlichkeiten im Rahmen der Schluss-Zeremonie. Angeführt von Thomas Zajac und Tanja Frank, die gemeinsam die österreichische Fahne trugen, nahmen die heimischen Sportler Abschied von Rio und den Olympischen Spielen. Was nach der Rückkehr in Österreich – die Segler landen am 24. August um 13.10 Uhr in Wien – im heurigen Jahr definitiv noch erfolgen wird, ist ein wohlverdienter Urlaub. Mehr als zwei Wochen am Stück hatten die Olympiasegler zuletzt im Hebst 2012.

380 Segler aus 66 Nationen hatten die Qualifikation für die Segelbewerbe in und vor der Guanabara Bucht gemeistert. Großbritannien war mit zweimal Gold und einmal Silber die erfolgreichste Segelnation. Österreich teilt sich dank einer Bronze-Medaille mit den USA, Russland, Deutschland und Griechenland den 13. Platz im Medaillenspiegel. Während Spanien, Italien, oder Norwegen diesmal leer ausgehen, holt Kroatien mit Gold und Silber die ersten Olympiamedaillen im Segelsport überhaupt.

Stimmen:

Tanja Frank:
„Die Abschlussfeier und das Tragen der österreichischen Fahne waren weitere sehr emotionale Momente, die mir wie die Eröffnungsfeier und unser sportlicher Auftritt hier in Rio wohl ewig in Erinnerung bleiben werden. Mir ist vor lauter Adrenalin und aufgrund der vielen Glückshormone schon beinahe schwindelig, ich bin extrem stolz und nach wie vor ein wenig fassungslos.“
 
Thomas Zajac:
„Gemeinsam mit Tanja die Flagge tragen zu dürfen war eine wirklich große Ehre. Die Schlussfeier war trotz des schlechten Wetters ein fantastischer Erlebnis. Rio bleibt für uns unvergessen, wir haben hier in den vergangenen vier Jahren sehr viel Zeit verbracht und nehmen unglaublich viel mit. In erster Konsequenz natürlich den sportlichen Erfolg, aber auch sehr viel wertvolle Momente. Wie das gesamte Team freue ich mich jetzt sehr auf zu Hause. Wir haben unsere Partner und Freunde in den letzten Jahren stark vernachlässigt, ich denke jeder von uns ist happy, dass er seinen Liebsten jetzt etwas zurückgeben kann.“
 
Mag. Herbert Houf (OeSV-Präsident)
„Wie schon vor den Spielen bin ich auch nachher wahnsinnig stolz auf unser Team. Dass sich manche unserer Seglerinnen und Segler mehr erhofft haben und jetzt enttäuscht sind, tut mir für jeden einzelnen außerordentlich leid. Dass sich trotzdem alle mit Tanja und Tommy so intensiv über die Bronzemedaille freuen, zeugt von unserem tollen Teamgeist, der zweifellos einen Teil unseres Erfolgs ausmacht. Dabei darf man den ganzen Betreuerstab nicht vergessen, der seit Jahren einen fantastischen Job abliefert. Kein Wunder, dass man in Rio gemeint hat, dass wir wie eine große Familie sind. Das ist ein sehr schönes Kompliment, das uns und mich sehr ehrt.“
 
Lara Vadlau:
„Ich freue mich extrem auf zu Hause, wo ich etwas Abstand gewinnen und über die Zukunft nachdenken möchte. In meinen ersten Reaktionen waren meine Aussagen emotional stark beeinflusst, ich war und bin sehr enttäuscht, damit war der Inhalt sicher nicht immer am Punkt. Wir müssen in erster Konsequenz unsere eigene Leistung hinterfragen und werden mit den Verantwortlichen in aller Ruhe Ursachenforschung betreiben. Unabhängig dessen denke ich aber schon, dass die Bürokratie im Sport kontraproduktiv ist und die Gelder noch sinnvoller verteilt werden könnten.“