Spitzensport
08.09.2018

Im Olympia-Revier findet der Auftakt zur neuen Weltcup-Saison statt

Copyright: Tobias Stoerkle - Photography

Seit knapp drei Wochen trainieren sechs Mannschaften des Österreichischen Segel-Verbandes direkt im Olympiahafen vor Enoshima/Japan. Am Dienstag nimmt die OeSV-Flotte den Weltcup-Auftakt in den Klassen 470er, 49er, 49erFX und Nacra 17 in Angriff.

Am Sonntag, dem 19. August machten sich die Teams des Österreichischen Segel-Verbandes auf den Weg nach Enoshima, wo 2020 die Segelbewerbe der Olympischen Sommerspiele ausgetragen werden. Gleich zum Auftakt des Japan-Trainingsblocks hatten die 470er-Duos David Bargehr/Lukas Mähr und Niko Kampelmühler/Thomas Czajka ein äußerst intensives Programm. Nach der Ankunft bauten sie ihre Boote auf, um direkt an den japanischen Meisterschaften teilnehmen zu können. „Durch den Jetlag und die hohe Luftfeuchtigkeit war es nicht einfach, wir wollten das aber unbedingt machen. Es war auch die richtige Entscheidung. Wir wollen jede Möglichkeit nützen, um das Revier besser kennenzulernen,“ berichtet Steuermann David Bargehr, der mit seinem Vorschoter trotz der schwierigen Umstände auf dem vierten Gesamtrang landete. In den letzten Tagen nahmen die österreichischen 470er-Boote noch an einer weiteren Trainingsregatta teil, ab Dienstag geht es dann mit dem Weltcup-Auftakt weiter. Nachdem Bargehr/Mähr das Nationenticket bei der Weltmeisterschaft vor Aarhus/Dänemark knapp verpassten, haben sie bei der 470er-WM im nächsten Jahr – die höchstwahrscheinlich im Olympia-Revier ausgetragen wird – die nächste Chance. „Damit könnten wir uns auf die nächste WM und Olympia in einem vorbereiten. Die interne Analyse zu Aarhus war sehr gut. Wir dürfen auf keinen Fall alles schlechtreden, es gilt aber die Fehler auszumerzen und diese Dinge zu unseren neuen Stärken zu machen,“ so Bargehr.
 
In den letzten drei Wochen haben die OeSV-Athleten auch die Auswirkungen von zwei Taifunen zu spüren bekommen. Zwar ist Enoshima vor „Jebi“, dem stärksten Taifun, der in Japan seit 25 Jahren auf Land getroffen ist, größtenteils verschont geblieben, der Wirbelsturm sorgte aber seitdem für große Wellen. „Es ist sehr anspruchsvoll. Bei viel Wind und Welle haben wir sicher noch Aufholbedarf, wir sind in diesem Trainingsblock aber deutlich nach vorne gekommen. Wir werden jetzt beim Weltcup mit einem neuen Material an den Start gehen. Wir wollen uns zwischen den Rängen 15 und 20 platzieren, haben uns aber auch Zwischenziele gesetzt,“ erklärt Thomas Czajka, der die japanischen Meisterschaften mit Steuermann Kampelmühler auf Rang elf beendete.
 
Zwei 49erFX-Teams wieder dabei
Durch die WM-Silbermedaille von Tanja Frank und Lorena Abicht hat der OeSV den Olympia-Quotenplatz im 49erFX bereits fix. Beim letztjährigen Weltcup-Auftakt in Japan – damals wurde vor Gamagori gesegelt – holten die beiden mit Silber ihren ersten gemeinsamen Podestplatz. „Es hat auch bei wenig Wind fast immer eine hohe Welle, die Bedingungen sind extrem herausfordernd. Viel Wind und Welle ist ein großer Puzzlestein, der uns noch fehlt. Daher ist jede Segelstunde wichtig. Es geht darum, möglichst viel Erfahrung zu sammeln,“ weiß Steuerfrau Frank. Wie schon im letzten Jahr sind neben den zwei Seglerinnen vom Union Yacht Club Neusiedlersee auch Angelika Kohlendorfer und Lisa Farthofer in Japan am Start. Am Freitag wurde den beiden im Training bei 24 Knoten nicht die Wellen, sondern ein riesiges Fischernetz zum Verhängnis. „Wir sind steckengeblieben und haben einen großen Schaden am Boot, es sind auch alle Segel zerrissen,“ berichtet Steuerfrau Kohlendorfer, die mit ihrer Teamkollegin bis in die Nacht am Boot arbeitete. Mit dem Trainingslager zeigt sich die Seglerin vom Yacht Club Podersdorf aber durchaus zufrieden: „Die gute WM hat uns sicher einen weiteren Schub gegeben. Wir sind auf der Vorwind zufrieden und haben auch auf er Kreuz einen guten Speed. Wir mögen die aktuellen Bedingungen und probieren viel aus. Nun geht es darum, in manchen Situationen noch bessere Entscheidungen zu treffen.“
 
Erster Japan-Weltcup für Zajac/Matz und Bildstein/Hussl
Nachdem die Nacra 17-Klasse im vergangenen Jahr nicht in Japan vertreten war, haben Thomas Zajac und Barbara Matz nun Neuland betreten. Die Österreicher sammeln an Wasser wie an Land wichtige Erfahrungen. „Es ist wichtig, viel von seiner Umgebung aufzusaugen, das habe ich schon in der Vorbereitung für Rio gemerkt. Die Japaner sind ein sehr freundliches und organsiertes Volk,“ sagt Zajac, der bei der WM trotz Geschwindigkeits-Problemen bei Leichtwind den Quotenplatz sicherte. „Der Umstieg auf das Boot, das wir schon im Sommer nach Japan geschickt haben, war spürbar. Es war vor allem bei wenig Wind gleich ein anderes Gefühl. Die große Welle kommt uns prinzipiell entgegen. In der jetzigen Phase darf man auch noch vermehrt Risiko nehmen, um mehr Knowhow mitzunehmen.“ Das OeSV-Duo teilt die Revierkenntnisse auch während des bevorstehenden Weltcups mit Trainingspartner Santiago Lange, dem argentinischen Olympiasieger von 2016. „Es ist zugleich Auftakt und Abschluss einer intensiven Saison. Jedes Rennen ist gut, um noch mehr Gefühl zu bekommen.“
 
Aufgrund eines noch nicht ausgeheilten Lochs im Trommelfell von Steuermann Benjamin Bildstein verzichtete das 49er-Gespann Bildstein/Hussl in der vergangenen Saison auf eine Weltcup-Teilnahme in Japan. Nach der Verletzungsmisere der letzten Monate und der enttäuschenden WM wollen die beiden 26-Jährigen nun ein neues Fundament aufbauen. „Wir haben ein ‚Jetzt-erst-recht-Gefühl‘ entwickelt, die Motivation ist groß und wir freuen uns auf jeden Segeltag. Die WM-Analyse hat schon in Aarhus begonnen und wir haben schon einige Punkte rausgearbeitet. Es ist aber ein laufender Prozess,“ bestätigt Vorschoter Hussl, der den aktuellen Bedingungen viel Positives abgewinnt: „Es ist ein sehr gutes Training für unser Bootshandling. Wir haben solche Wellen seit der WM in Portugal vor einem Jahr nicht mehr gehabt. Dass wir im Revier von den Spielen sind und noch kein Nationenticket haben, ist sicher sonderbar. Das Training ist aber enorm wichtig und wir kriegen mit jedem weiteren Tag das Gefühl, dass wir es schaffen können. Beim Weltcup wollen wir uns selbst beweisen, dass wir vorne mitfahren können.“
 
World Cup Enoshima (JPN), 09. – 16. September 2018:

470er
David Bargehr / Lukas Mähr
Niko Kampelmühler / Thomas Czajka
 
49er
Benjamin Bildstein / David Hussl
 
49erFX
Tanja Frank / Lorena Abicht
Angelika Kohlendorfer / Lisa Farthofer
 
Nacra 17
Thomas Zajac / Barbara Matz
 
Programm
09. Oktober – Registration und Opening Ceremony
10. Oktober – Briefing
11. Oktober – Opening Series
12. Oktober – Opening Series
13. Oktober – Opening Series
14. Oktober – Opening Series
15. Oktober – Opening Series 470er / Medal Race 49er, 49erFX, Nacra 17
16. Oktober – Medal Race 470er
 
World Cup Enoshima