07.12.2011

Präsidentenkonferenz 2011

Am 26. November 2011 fand in Salzburg die alljährliche Präsidentenkonferenz statt, bei der das Präsidium des OeSV die Vertreter der österreichischen Yachtclubs über aktuelle Entwicklungen informiert, wichtige Themen präsentiert und den informellen Austausch pflegt. Auf der Tagesordnung stand heuer neben anderen Punkten wie Bericht und Vorschau zur finanziellen Situation, geplanten Kooperationen mit Partnern aus der Wirtschaft oder die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2012 die Präsentation des Strukturkonzepts der Austrian Sailing GmbH, kurz ASG genannt.

Diese wird in Zukunft die gesamte Logistik rund um den Spitzensport abwickeln und diesen auch finanzieren. Basis dafür sind einerseits Förderungen aus öffentlichen Mitteln (die aus formalen Gründen weiterhin über den OeSV laufen) sowie eigene gewinnbringende Aktivitäten. Die ASG ist zwar eine hundertprozentige Tochter des OeSV, mit Ende des Jahres 2011 aber in finanzieller Hinsicht völlig eigenständig, da es gelang, sämtliche bestehende Kreuzverpflichtungen wie Haftungen oder Sicherheiten zu entflechten. Damit konnte das Versprechen, den OeSV bis 2012 schuldenfrei zu machen, eingelöst werden. Als Bindeglied zwischen OeSV und ASG fungiert künftig ein Beirat, in dem sich nicht nur Vertreter des OeSV-Präsidiums befinden, sondern der auch für Experten von außen geöffnet wird. Damit soll innovativer und produktiver Input gewährleistet werden; schließlich ist die ASG auch als Instrument gedacht, das innerhalb des OeSV entwickelte Visionen in die Praxis umsetzen soll. Die Führung der ASG liegt derzeit in den Händen der ehrenamtlichen OeSV-Referenten Herbert Houf und Wolfgang Mähr, soll aber möglichst bald an professionelle Mitarbeiter übergeben werden.

Inhaltlich wird sich die ASG mit den Themenkomplexen Sport, Segelakademie, Regatta und Segelschule beschäftigen.

Mit Sport ist Spitzensport in den olympischen wie auch nicht-olympischen Klassen gemeint, sowie der Behindertensport; kontinuierliche, zielgerichtete Nachwuchsarbeit bildet dafür naturgemäß die Basis. Um Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, schulische Ausbildung und Spitzensport zu vereinen, wurde die Möglichkeit eines Segel-Internats in Neusiedl angedacht. Sondierungsgespräche mit Gemeinde, Land, Landesschulrat und Sportministerium sind bereits im Gang und durchaus positiv verlaufen, um eine geeignete Infrastruktur zu schaffen, wäre ein Neubau auf dem OeSV-Grundstück an der Seestraße nötig. Das derzeitige Gebäude, in dem sich das OeSV-Sekretariat befindet, ist in einem sehr schlechten Zustand und müsste komplett saniert werden. Diese Investition ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll, daher bestehen Überlegungen, die OeSV-Administration auf das Seegrundstück (Leistungszentrum) zu übersiedeln und an der Seestraße eine neue Immobilie zu errichten, in der das Internat untergebracht werden könnte. Verhandlungen mit Bauträgern wurden aufgenommen, bei der Generalversammlung des OeSV im April 2012 will man eine erste Studie zum Thema präsentieren.

Die Segelakademie der ASG hat einerseits die Aufgabe, Segellehrer, Prüfer, Trainer, Wettfahrtleiter, Schiedsrichter und Vermesser auszubilden, andererseits Breitensportlern aus allen Bereichen des Segelsports einen qualifizierten Input zu bieten. Die zu diesem Punkt präsentierten Ideen wurden zum Teil bereits umgesetzt, sollen aber in Zukunft noch besser strukturiert und in einigen wesentlichen Punkten ergänzt werden. Ein neuer Fokus wird etwa auf die Aus- und Fortbildung von Trainern und Segellehrern gelegt – auch in diesem Bereich gilt es, Nachwuchs nachhaltig und gezielt zu suchen bzw. zu fördern.

Das Schlagwort Regatta steht für das Vorhaben der ASG, regelmäßig hochkarätige internationale und nationale Veranstaltungen in das Leistungszentrum nach Neusiedl zu holen sowie Business-Events anzubieten. Mit der Ausrichtung attraktiver Events will man nicht den heimischen Yachtclubs Konkurrenz machen, sondern Möglichkeiten schaffen, den Segelsport in Österreich medial besser zu positionieren. Gelingt die Umsetzung, sollten davon letztlich alle profitieren. In diesem Zusammenhang wurde ein Round Table zugesagt, bei dem Verantwortliche aus den Clubs mit Vertretern von OeSV und ASG regelmäßig darüber diskutieren, wie die Organisation von großen Regatten so bewerkstelligt werden kann, dass alle auf ihre Rechnung kommen.

Nicht zuletzt wurden dem Plenum ambitionierte Pläne für eine OeSV-Segelschule vorgelegt, die am Standort Neusiedl errichtet werden soll. Diese soll als Flaggschiff und Vorzeige-Projekt höchsten qualitativen Ansprüchen genügen und neue Ausbildungsstandards einführen. Eine Zertifizierung durch die ISAF ist bereits beantragt, Ziel ist es, nach Vorbild der einstigen österreichischen Schischule auch eine österreichische Segelschule zu entwickeln, die international geschätzt wird. Die bestehenden heimischen Ausbildungsstätten sind herzlich dazu eingeladen, diesen Weg mitzugehen; erfüllen sie die von der ISAF vorgegebenen Qualitätsstandards, erhalten auch diese eine entsprechende Zertifizierung.

Insgesamt herrschte auf der Präsidentenkonferenz ein konstruktives Klima, in dem inhaltlich interessante Diskussionen geführt, aber auch diverse Befürchtungen ausgeräumt werden konnten. Die Tatsache, dass sich Österreich offiziell als neuer Standort für die Eurosaf   bewirbt, wurde als weitere wichtige Botschaft der Internationalisierung und Professionalisierung angesehen, die von den Partnern aus der Wirtschaft positiv aufgenommen werden sollte.