24.11.2009

Traut euch, Mädels!

Wer kennt sie nicht, die Geschichten von den großen, starken und sehr, sehr schweren Jungs an der Vorschot, die es braucht, um ein Starboot gut und vor allem schnell segeln zu können?

Ja, die Segelfläche ist für ein sieben Meter langes Boot riesig. Ja, schon ab vier Windstärken ist der Star überpowert und – egal ob die Crew leicht oder am Maximalgewicht von 200 kg ist – alle müssen den Druck rausnehmen, um nicht am Wind permanent die Kielbombe herzuzeigen.

Aber: Nein, das Anforderungsprofil für Starboot-Vorschoter lässt sich nicht auf die Formel „dick und wasserfest“ reduzieren. Nicht mehr, denn die Zeiten haben sich geändert. Betrachtet man die Österreichische Rangliste 2009, so fällt auf, dass die Plätze 1 und 4 zum überwiegenden Teil mit Vorschoterinnen erzielt wurden. Vorschoterinnen, auf die die Zuschreibung „dick“ überhaupt nicht passt. Wie formulierte es der Organisator der heurigen Staatsmeisterschaft, Günter Lux, bei der Preisverteilung so treffend: "Martina Mittendorfer, der lebende Beweis dafür, dass Starboot-Vorschoter nicht groß und dick sein müssen!"

Jahr für Jahr findet ein Großteil der regionalen Starbootregatten auf österreichischen oder bayerischen Seen statt, Reviere, auf denen Hermine Schlagbauer und Martina Mittendorfer (siehe Bild) eindrucksvoll beweisen konnten, dass frau mit weiblicher Kompetenz und Geschicklichkeit nicht nur an Wettkämpfen teilnehmen, sondern auch ganz vorne dabei kann.

2011 wird das Starboot hundert Jahre alt, und während dieser Zeit hat es sich grundlegend weiterentwickelt. Zahlreiche Trimmmöglichkeiten wurden verfeinert und machten es leichter handhabbar, reines Gewicht und rohe Kraft sind nicht mehr das Nonplusultra. Bei wenig Wind bracuht es vielmehr Gefühl – und in dieser Disziplin sind Frauen bekanntlich unschlagbar Auch die herausfordernde Halse bei Starkwind mit dem Wechsel der Backstagen hat ein wenig von ihrem Schrecken eingebüßt. Bei wenig Wind bedient mittlerweile der Steuermann Backstagen und Großschot alleine, sodass die Vorschotleute am Vorwindkurs am Bug bleiben können. Bei mehr Wind gilt die Devise: Entweder sehr schnell und geschickt mit den Backstagen sein, oder viel Kraft einsetzen. Wobei die Variante „schnell“ nahezu immer deutlich besser für den Mast ist …

Daher liebe Damen, lasst euch von erfolgreichen Starboot-Vorschoterinnen inspirieren! Und liebe Herren, schaut euch bei der Suche nach einer geeigneten Mannschaft nicht nur nach den „großen Jungs“ um, sondern riskiert auch einen Blick auf das andere Geschlecht. Er könnte sich lohnen.