30.01.2012

Pirat World Cup in Chile

Bereits im November wurden zwei Container mit Piraten von Hamburg aus nach Valdivia im mittleren Süden Chiles verschifft und dort sieben Wochen später von den chilenischen Piraten in Empfang genommen. Am 8. Jänner 2012 trafen dann 16 Teilnehmer aus Deutschland, der Türkei, Ungarn und Österreich in Frankfurt ein um den Rest der Reise gemeinsam zu unternehmen. Am Abend des 9. Jänner kamen wir dann im Club des Club de Yates Valdivia an und wurden dort überaus herzlich von den Chilenen empfangen. Am 10. morgens konnten wir die Boote aus den Containern übernehmen und mussten leider feststellen, dass die Zöllner diese nach der Inspektion nicht mehr fachgerecht verzurrt hatten und deshalb auch drei Boote beschädigt waren. An dieser Stelle sei dem Eigner der Reederei NSC ein herzlicher Dank ausgesprochen, der sich sofort um die nötigen Formalitäten für Zoll und Versicherung gekümmert hat.
Anschließend wurden die Boote in den neuen Yacht Club Estancilla gebracht und wir freuten uns schon auf die erst Ausfahrt am Pazifik. Am 11. 1. gab es erst eine feierliche Eröffnung unter Anwesenheit von Sponsoren und Admirälen der Marine und sonst auch noch allerhand Prominenz aus der ganzen Region.
Am Freitag durften wir erstmals, eskortiert von der Sicherheitsflotte, ins Wasser und segelten eine Trainingsregatta und wurden dann noch in einem Schleppkorso auf dem die Stadt teilenden Fluß von der Bevölkerung begeistert empfangen.
Am Sonntag erste Practice Races und wir machten erstmals Bekanntschaft mit bis dato für uns unbekannten Einflüssen wie lange und bis zu 2 m hohe Dühnung und vor allem Strömung bis zu 4 Knoten, meist in Richtung Startlinie. Eine schwierige Aufgabe! Frank Schönfeld zeigte gleich mal wo der Hammer hängt und deklassierte den Rest des Feldes. Wir konnten uns so um den 10. Rang einreihen und fühlten uns ganz gut vorbereitet.
Montag ging es dann erstmals richtig zur Sache Wind bis 5 Bft aus Südwest bedeutete Wind gegen Strom und sich stetig aufbauende Welle. Mit den Resultaten 6, BFD (x) und 7 waren wir einerseits zufrieden und sind andererseits gleich mal in die Strömungsfalle getappt. 17. 1. zweiter Raceday. Gewarnt durch den BFD sind wir sehr vorsichtig gestartet und erreichten die Ränge 10, 14 (X) und 4, konnten aber bereits an Platz 4 erkennen, dass wir zu den Spitzenmannschaften guten Anschluss hatten. 18. 1. war segelfrei mit Ausflügen zu den vielen Naturschönheiten dieses Landes: aktive Vulkane, Naturthermen und Seen so groß wie der Neusiedlersee. Am 19. 1. ähnliche Bedingungen wie an den ersten Tagen. Ränge 6 und 11 (x) . Unser angestrebter Top Ten Platz schien erstmals realistisch, wir schienen in der Tagesliste auf Platz 6 auf. Am 20. 1. strahlendes Wetter und vom Hafen aus kaum Wind zu bemerken, aber die Lokalmatadore sagten, dass auf dem Meer Wind sei, der "hier nicht runter" kommt, eine Botschaft mit der wir so gar nichts anzufangen wussten ... Wie jeden Tag wurden wir wieder an den Schlepptrossen aufgefädelt und los gings 3 Seemeilen Richtung offenes Meer und siehe da, 4 Bft und alles wie immer. Da wir nun schon Erfahrung mit Stömungsstarts hatten, gingen wir beherzt an die Sache und positionierten uns 2 Minuten vor dem Start ungefähr 200 m hinter der Linie mit Segeln Back bzw. offen und waren ohne viel zu tun bei Null an der Linie! Das war die Basis für Rang 2 in der ersten Wettfahrt. Derart motiviert segelten wir dann noch einen Vierten und nach der Auswahl der falschen Seite in der dritten Wettfahrt des Tages einen erträglichen 10. Platz. Das ansonsten sehr gut segelnde Team aus Ungarn kassierte an diesem Tag 3 Frühstarts, wodurch wir im Gesamtklassement noch einen Platz nach vor rückten.

Am Finaltag sah es im Hafen nach einem strahlend sonnigen, windlosen Tag aus, aber nach der Erfahrung des letzten Tages waren wir uns schon sicher, dass der Wind wieder nur nicht zu uns runterkommen wollte, also ran an die Leinen und raus aufs Wasser! Dort angekommen zeigte sich uns ein völlig neues Bild: kein Wind, schier unglaublich, aber im Moment wahr 5 (!) Minuten später 5 Bft aus West bis Nord drehend; die Wettfahrtleitung adaptierte nach Kräften den Kurs mit und war sichtlich nervös, sollte doch diese Wettfahrt die Entscheidung über Sieg und Niederlage im Worldcup bringen (die Spitzenboote lagen nur 3 Punkte auseinander und durch das Absegeln der 12. Wettfahrt wurde der 3. Streicher möglich). Nach ca. 1 1/2 Stunden Warten war es dann soweit und es konnte eine reguläre Wettfahrt gesegelt werden, die schließlich CHI 412 gewann und die als Nummer 3 durchs Ziel gehenden Frank und Sandra Schönfeldt zum Gesamtsieger werden ließ (mit 1 Punkt Vorsprung).
Sofort nach dem Zieleinlauf briste der Wind auf und schob eine dichte Nebelfront auf uns zu. Die Wettfahrtleitung beendete die Serie sofort, in solchen Nebelfronten sind Sichtweiten unter 5m üblich und das wollten wir nicht unbedingt miterleben. Also Spi rauf und in 20minütiger nonstop Gleitfahrt Richtung Hafen, wo, man wird´s kaum erraten, der Nebel "nicht herunter " kam und wir mit offenen Armen und Gratulationen empfangen wurden.
Resümierend kann ich sagen, dass das das eindrucksvollste Segelevent meines Lebens war und dass die Chilenen außerordentlich gastfreundliche Menschen sind. Der einzige Wermutstropfen war die Reisedauer von 35 Stunden, die uns dann noch bevor stand.


Viele Fotos sowie die Ergebnisliste sind unter http://www.piratworldcup2012.cl zu finden.