11.08.2016

Olympisches Tagebuch - Teil 4: IN LAUERSTELLUNG

Österreichs Segler legen einen tadellosen Olympiastart hin. Der Auftakt war nichts für schwache Nerven, die Fortsetzung wird es wohl ebenso wenig.

Leichter Regen, große Druckunterschiede und heftige Dreher – damit war auf den selektiven Kursen vor Rio durchaus zu rechnen, mit nordwestlichen Winden aber nicht unbedingt. Der erste Segeltag verkam für die Nacra17 und 470er-Klassen zu einer Achterbahnfahrt der Extraklasse, die Felder wurden gehörig durcheinander gewürfelt, sicher konnte man sich seiner Sache erst im Ziel sein. In Anbetracht der Umstände kann die Leistung der heimischen Boote als absolut solide und durch die Bank erfreulich bezeichnet werden. Matthias Schmid und Florian Reichstädter sind ebenso wie Thomas Zajac und Tanja Frank fünfe, Lara Vadlau und Jolanta Ogar liegen als sechste ebenfalls in Lauerstellung.

Matthias Schmid (35) und Florian Reichstädter (35) fanden auf  Escola Naval mit Platz drei ausgezeichnet in die Serie, die wie bei den 470er-Damen im Grunddurchgang mit zehn Wettfahrten ausgeschrieben ist. Die zweite Wettfahrt begann neuerlich vielversprechend, anfangs auf Platz zwei griffen die Vize-Europameister von Athen (2014) auf der zweiten Kreuz nach der Führung und fanden sich kurze Zeit später in einem Windloch wieder. Zwischenzeitlich auf Position 15, kämpften sich die Wiener auf Endrang neun nach vorne, unterm Strich rangiert das für den Yachtclub Breitenbrunn startenden Duo punktegleich mit den drittplatzierten Neuseeländern Snow-Hansen/Willcox auf Platz fünf. Das Feld wird von den Weltmeister Fantela/Marenic (CRO) angeführt.

Bei den 470er-Damen starteten Lara Vadlau (22) und Jolanta Ogar (34) mit Platz drei wunschgemäß in die Serie. In der darauffolgenden Wettfahrt mussten die Doppel-Weltmeisterinnen nach einer missglückten Windtaktik mit Rang 12 Vorlieb nehmen. Ein von den Österreicherinnen eingereichter Protest gegen das neuseeländische Team (erste Wettfahrt) wurde von der Jury zu Gunsten von Vadlau/Ogar behandelt, damit wurden die Olympiasiegerinnen von 2012 disqualifiziert. In Pole-Position befinden sich die Japanerinnen KondoYoshida/Yoshioka, die Sloweninnen Mrak/Macarol folgen auf Platz zwei. Lara Vadlau und Jolanta Ogar liegen nach zwei Wettfahrten auf Position sechs, fünf Punkte fehlen aktuell auf die Medaillenränge.

Die Nacra17-Klasse zelebrierte ihr olympisches Debüt auf dem Medal-Race Kurs Pão de Acucar, die wechselnden Verhältnisse sorgten für lange Wartezeiten und ließen lediglich zwei der drei geplanten Wettfahrten zu. Thomas Zajac (30) und Tanja Frank (23) durchlebten in der ersten Wettfahrt Höhen und Tiefen, anfangs auf Platz fünf segelte sich das Kufen-Duo am ersten Vorwindkurs auf Position 18 zurück. Die anschließende Aufholjagd endete auf Rang 12. In der zweiten Wettfahrt zeigten die Österreicher mit Platz drei was möglich ist, unterm Strich auf platz fünf, fehlen aktuell zwei Punkte auf das Podest.

Die Serie der Nacra17 wird am Donnerstag im Idealfall vier Wettfahrten auf Copacabana fortgesetzt, die 470er-Damen segeln zunächst auf Pão de Acucar und im Anschluss auf Ponte, bei den 470er-Herren verhält es sich exakt umgekehrt. Die vierte Wettfahrt von Schmid/Reichstädter wird laut Plan nach der fünften Entscheidung der Finn-Klasse (ab 18.00/MEZ) auf ORF1 gezeigt.

Stimmen:

Matthias Schmid:

„Angesichts der Verhältnisse war es ein absolut guter Start, wir haben brutal gekämpft und fast alles getroffen, einzig die zweite Kreuz in der zweiten Wettfahrt war bitter. Wir haben die Spitze attackiert, die Situation hat absolut vielversprechend ausgesehen, dann sind wir in einem Flautenloch verhungert. Die Boote weiter links hatten stabilen Wind, aber wir haben uns noch in die Top10 zurückgekämpft, damit fällt die erste Bilanz sehr positiv aus.“

Tanja Frank:

„Wir haben gestern noch gescherzt, dass es anders kommen wird als bisher und prompt hatten wir eine Windrichtung bei der wir hier in den vergangenen drei Jahren nicht gesegelt sind. Seglerisch war der Tag ein ständiges auf und ab, die erste Wettfahrt haben wir stark begonnen und medium beendet, in der zweiten Wettfahrt war der Anfang mäßig, aber dafür das Finish umso besser.“

Lara Vadlau:

„Es war von den Bedingungen her extremer als extrem, die erste Wettfahrt ist dennoch nach Wunsch verlaufen, einziger schaler Beigeschmack war die Behinderung der Neuseeländer, die uns klar benachteiligt hat. Wir haben in Folge einen Protest eingereicht, die Jury hat unsere Meinung geteilt. Die zweite Wettfahrt hat für uns nicht optimal begonnen, wir haben den Schaden aber einigermaßen in Grenzen halten können und sind im Spiel dabei.“

Zwischenstand:

470er-Herren/2 Wettfahrten:

1. Sime Fantela/Igor Marenic                              CRO 3 (1/2)

2. Mathew Belcher/Will Ryan                              AUS 9 (8/1)

3. Paul Snow-Hansen/Daniel Willcox                 NZL 12 (2/10)

4. Panagiotis Mantis/ Pavlos Kagialis                 GRE 12 (9/3)

5. Matthias Schmid/Florian Reichstädter         AUT 12 (3/9)

Nacra17/2 Wettfahrten:

1. Mathias Bühler/Nathalie Brugger                    SUI 7 (1/6)

2. Ben Saxton/Nicola Groves                              GBR 7 (3/4)

3. Santiago Lange/Cecilia Saroli                         ARG 13 (11/2)

4. Jason Waterhouse/Lisa Darmanin                 AUS 13 (6/7)

5. Thomas Zajac/Tanja Frank                           AUT 15 (12/3)

470er-Damen/2 Wettfahrten:

1. Ai Kondo Yoshida/Miho Yoshioka        JPN 5 (1/4)

2. Tina Mrak/Veronika Macarol                SLO 8 (2/6)

3. Anne Haeger/Briana Provancha          USA 10 (7/3)

6. Lara Vadlau/Jolanta Ogar                  AUT 15 (3/12)