12.12.2010

Olympisch: GENUG DER LANGEWEILE

Die Pause war bescheiden, die Vorbereitung umso intensiver.
Nach einem dreiwöchigen Landurlaub übersiedelten die Kadersegler Anfang November an die australische Westküste, um im saisonalen Warm Up zwei Fliegen mit einer Klappe zu erwischen.

Neben der intensiven Basisarbeit für künftige Attacken kam der Reviererforschung eine nicht minder große Bedeutung zu. In einem Jahr wird vor Fremantle - an der Mündung des Swan Rivers und in etwa 20 Kilometer südwestlich von Perth gelegen – die Olympia-Qualifikation eingeläutet. Im Rahmen der ISAF Worlds werden im kommenden Dezember und ebendort 75% der Nationentickets ausgeschüttet. Diesen internationalen Qualifikationskriterien möchte man im Kollektiv entsprechen, im Idealfall sollte die Hürde gleich im ersten Anlauf und in fünf bis sechs Bootsklassen übersprungen werden. Neben den ISAF Worlds gibt es 2011 eine Reihe weiterer Höhepunkte, vor allem die Europameisterschaft und die Preolympics stehen im Focus, dazu kommt der World Cup, der in Summe sieben Häfen ansteuert. Nach den Überseerennen in Melbourne und Miami folgt die europäische Tour, vor Palma, Hyeres, Medemblik, Weymouth und Kiel werden die weiteren Punkte vergeben.

Die Trainingswochen im Olympiarevier mit einberechnet erwartet die heimischen Asse ein überaus bewegtes Jahr, den Schlüssel zum Erfolg sieht Georg Fundak im gezielten Formaufbau und einer effektiven Regeneration. „Zum einen dürfen wir das Timing für die Olympischen Spiele nicht aus den Augen verlieren, zum anderen müssen wir den Qualifikations- und Förderungskriterien entsprechen. Beides unter einen Hut zu bekommen wird nicht einfach und die große Herausforderung für die kommende Saison“, so der OeSV-Sportdirektor, der auch die Vorbereitung auf 2016 in seinen Plänen berücksichtigen muss. „Wir integrieren unsere Talente im Nationalteam und bereiten sie schrittweise und im Einklang mit den Arrivierten auf die kommenden Aufgaben vor.“

Für den Saisonstart in Melbourne hofft der Erfolgstrainer auf das eine oder andere Aha-Erlebnis, Wunderdinge sind aufgrund der beinharten Fremantle-Wochen aber wohl keine zu erwarten. Hinzu kommt, dass die Konkurrenz zu Saisonbeginn nur schwer einzuschätzen ist. Die OeSV-Hoffnungen lasten in erster Linie auf den Schultern von Nico Delle Karth und Niko Resch. Die Gesamt-Weltcupsieger von 2010 starten als Weltranglisten-Erste in die neue Saison. „Die Vorbereitung ist bisher nach Wunsch verlaufen, aber noch nicht abgeschlossen. Wir trainieren im Februar und März noch intensiv vor Cadiz, anschließend sollten wir voll konkurrenzfähig sein“, gibt Delle Karth die Richtung vor. „Melbourne wird zeigen wo wir noch Nachholbedarf haben, das Erreichen des Medal Races sollte aber kein Thema sein.“

Ähnlich sieht die Ausgangsposition bei Andreas Geritzer und dem 470er Duo Schmid/Reichstädter aus. Der Lasersegler, der nach dem Weltcup noch die Australische Meisterschaft vor Sydney in Angriff nimmt, wusste heuer mit Platz drei bei der Europameisterschaft zu überzeugen. „Bei Leicht- und Mittelwind war mein Paket optimal abgestimmt, in den Starkwind-Wettfahrten ist es hingegen nicht immer nach Wunsch gelaufen. Darauf habe ich in der Vorbereitung reagiert, jetzt hoffe ich auf den gewünschten Nebeneffekt.“
Auch Matthias Schmid und Florian Reichstädter, die punkto Materialentwicklung auf die Zielgerade biegen, haben das Zeug für die Medal Race Qualifikation. Der neue Untersatz, die beiden haben zudem den Bootshersteller gewechselt, ist aber noch nicht wettkampferprobt. „Das Boot, den Mast, die Segel und den Faktor Mensch aufeinander abzustimmen kostet viel Energie und dauert seine Zeit. Wir haben heuer schon sehr viel investiert, spätestens im Juni soll die Materialentwicklung endgültig abgeschlossen sein“, so Schmid, der mit einem Top 10 Ergebnis eine Bestätigung einfahren möchte. Gänzlich ohne Druck gehen Sylvia Vogl und Carolina Flatscher ins Melbourne-Rennen, trotz des tollen Comebacks im vergangenen September (EM-Platz 6), sind die Erwartungen gering. „Der starke Wind und die Welle haben uns im Trainingslager die Grenzen aufgezeigt, wir sind noch sehr intensiv mit den technischen Abläufen und uns selber beschäftigt.“

Mit dem 19-jährigen Salzburger Matthias Sailer und den 49er Umsteigern Thomas Zajac und Thomas Czajka sind zwei weitere OeSV-Boote vor Ort. Hans Spitzauer und Adi Lüzlbauer trainieren derweilen vor Miami, David Bargehr und Lukas Mähr setzen im Rahmen der Junioren-Weltmeisterschaft vor Doha Segel.

Der Melbourne Weltcup startet am 13. Dezember und wird fünf Tage später mit dem Medal Race abgeschlossen. Das zehnköpfige OeSV-Aufgebot übersiedelte gestern von Fremantle an die Südküste.