03.02.2011

Flatscher beendet Drahtseilakt

Zuviel ist zu viel und mehr wäre nicht drinnen gewesen.
Nach EM-Gold und Silber, Rang acht bei den Olympischen Spielen und mehreren Weltcup-Siegen hängt Carolina Flatscher den Trapezgurt endgültig an den Nagel. Die 28-jährige Tirolerin aus Innsbruck, die 2002 im Cockpit von Sylvia Vogl Platz nahm, hat nach einem Jahrzehnt Leistungssport und der intensiven Saisonvorbereitung ihre persönliche Belastbarkeitsgrenze erreicht und die Schmerzgrenze überschritten.

„Nach Sylvias Comeback haben wir im Winter damit begonnen das Versäumte nachzuholen. Das Training und die Vorbereitung waren sehr intensiv, trotzdem sind die Defizite vor allem bei Starkwind nicht von der Hand zu weisen. Es würde eine sehr harte Vorbereitung notwendig sein, um ganz vorne mitzusegeln, dazu sehe ich mich aber aus heutiger Sicht einfach nicht in der Lage. Ich schaffe es derzeit nicht die notwendigen Hebel in Bewegung zu setzen, um die von mir angestrebte Top-Leistung auch tatsächlich abrufen zu können“, begründet Flatscher das Ende ihrer Olympiakarriere. „Ich habe mir die Sache nicht einfach gemacht und muss zugeben, dass die Erkenntnis ziemlich schmerzhaft ist, aber so ehrlich muss ich einfach sein“, so Flatscher, die sich bei allen die sie unterstützt und mitgefiebert haben „herzlich bedankt.“


Durch den Ausstieg Flatschers ist auch Sylvia Vogls Olympiatraum vorläufig geplatzt.
„Binnen so kurzer Zeit eine Ersatz-Vorschoterin in Position zu bringen ist unmöglich, vor allem wenn man um Medaillen mitsegeln möchte.“ Die Olympischen Spiele 2012 sind für die Oberösterreicherin somit abgehakt, Rio ist aber noch Thema. Im kommenden Mai wird entschieden welche Boots-Kategorien (Events) 2016 zum Einsatz kommen - Vogl wäre als ehemalige Dart-Vize-Europameisterin und erfahrene 49er-Steuerfrau sowohl für die Multihull-Lösung, als auch für eine Skiff-Variante offen und prädestiniert.


Für Sportdirektor Georg Fundak ist der Rücktritt Flatschers und das gleichzeitige Ende der erfolgreichsten OeSV-Damen ein Brocken, der erst verdaut werden muss. „Natürlich ist es schade um die Möglichkeiten, aber letztendlich muss man Caro´s Entscheidung respektieren. Die Vorbereitung auf Olympische Spiele verlangt einem in so einer komplexen Sportart alles ab, die Verschnaufpausen sind sehr kurz, das Privatleben ist aufgrund der vielen Reisen praktisch auf Null reduziert. Der olympische Traum fordert viele Entbehrungen, dazu war Caro letztendlich nicht mehr bereit. Wir arbeiten nicht mit Maschinen, sondern mit Menschen und deshalb müssen wir das auch genau so akzeptieren“, so Fundak, der Sylvia Vogl bei einer weiteren Olympia-Kampagne jede Unterstützung zusagt. „Sylvia hat alles was eine Weltklasse-Steuerfrau auszeichnet, ich hoffe sehr, dass sie ihr enormes Potential in Rio unter Beweis stellen kann.“