19.02.2016

470er Worlds: Mit dem Rasenmäher segeln

Nach den Titelkämpfen der 49er und Nacra17, die für Nico Delle Karth und Niko Resch mit Silber und für Thomas Zajac und Tanja Frank mit einem starken, aber undankbaren vierten Platz endeten, folgt mit der Weltmeisterschaft der 470er-Damen und Herren das nächste Highlight. Die Vorbereitungen verlaufen schleppend.

Der Startschuss fällt am kommenden Montag, gesegelt wird  am Rio de la Plata vor Buenos Aires, einem 290 km langen und bis zu 220 km breiten Mündungstrichter der Flüsse Rio Parana und Rio Uruguay und damit in jenem Revier, wo im vergangenen November die 49er-Weltmeisterschaft 2015 über die Bühne ging. Das durch lehmigen Schlamm getrübte  Wasser erinnert optisch und punkto Wellenbild an den Neusiedlersee, ungewöhnlich sind die vielen grünen Inseln, die aktuell im Regattarevier herumtreiben. Die starken Regenfälle in der vergangenen Woche haben über die Flüsse  jede Menge Seegras aus dem Landesinneren angeschwemmt, ein vernünftiges Training war zuletzt kaum möglich. Damit wurde die ohnehin kurze Anlaufphase der OeSV-Asse zusätzlich erschwert. Während einige Top-Nationen, die im Rahmen der Weltmeisterschaft ihre interne Olympia-Ausscheidung bestreiten, seit Mitte Jänner vor Ort sind, haben die heimischen Boote zuletzt in Miami Segeltests für Rio und den Weltcup absolviert und damit ein verkürztes Vorort-Training in Kauf genommen.

Den herausfordernden Umständen zum Trotz, wollen die heimischen Boote auch bei dieser Weltmeisterschaft ihre Qualitäten unter Beweis stellen. Lara Vadlau und Jolanta Ogar setzen als Titelverteidigerinnen und zweifache Weltmeisterinnen Segel und zählen einmal mehr zum Kreis der absoluten Top-Favoriten. Neben den Österreicherinnen muss man speziell die Olympiasiegerin von London und Weltmeisterinnen von 2013, Jo Aleh und Polly Powrie (NZL), die Weltranglisten-Ersten und Vize-Weltmeisterinnen von 2015, Hannah Mills und Saskia Clark (GBR), die amtierenden Europameisterinnen aus Slowenien, Tina Mrak und Veronika Macarol, sowie die Teams aus Frankreich (Camille Lecointre/Helene Defrance) und den USA (Anne Haeger/Briana Provancha)  auf der Rechnung haben. Die Top-Boote aus China, die zuletzt durch Shasha Chen/Haiyan Gao den Weltcup vor Miami gewann und Japan haben ebenfalls Chancen.

Bei den Herren ist die Liste der Medaillenkandidaten noch länger, der Sieg führt über die Olympiasieger und fünffachen Weltmeister Mathew Belcher/William Ryan (AUS). Für Matthias Schmid und Florian Reichstädter ist das Erreichen des Medal Races das erklärte Minimalziel, die Vize-Europameister von Athen landeten zuletzt beim Miami-Weltcup auf Rang vier. David Bargehr und David Bargehr, 2015 Sieger des China-Weltcups, stehen besonders im Focus, das Ländle Duo muss vor Buenos Aires aufzeigen, um hinsichtlich des Rio-Tickets noch Ansprüche stellen zu können.

Stimmen:

Georg Fundak/OeSV-Sportdirektor:

„Wir wollen bei den Olympischen Spielen eine realistische Chance auf  Medaillen haben, das nicht in einer, sondern in allen vier vom Projekt Rio unterstützen Bootsklassen. Das ist unser Anspruch, darauf arbeiten wir seit 2013 hin. Die vergangene Woche in Clearwater hat gezeigt, dass wir bei den 49ern und Nacra17 voll im Spiel sind, wir wissen aber, dass die anderen nicht schlafen und wir in den kommenden fünf Monate beinhart weiterarbeiten müssen. Auch bei den 470ern haben wir die Klasse um vorne mitzumischen, das haben wir in den vergangenen drei Jahren bewiesen und das wollen wir auch hier abrufen. In der aktuellen Phase ist unter Berücksichtigung unserer Investitionen für Rio ein Top10 Platz realistisch, wenn eine Medaille dabei herauskommt, ist das ein zusätzliches Plus. Wir wollen gut segeln und gehen positiv gestimmt in die Titelkämpfe.“

Lara Vadlau:

„Jola ist am Beginn der Trainings mit Fieber im Bett gelegen, damit haben wir sehr wenig vor Ort trainiert, das Seegras ist ein mühsames Thema, aber das ändert alles nichts an unseren Medaillenansprüchen. Wir wollen wieder auf das Podest, sind uns aber darüber im Klaren, dass ein Großteil der Konkurrenz hier deutlich mehr trainiert hat. Wir müssen sicher unsere gesamte Klasse aufbieten und richtig gut segeln, die Motivation ist riesig, wir freuen uns auf den Wettkampf.“

Matthias Schmid:

„Es spült von den Flüssen mal mehr und mal weniger Gras herein, an manchen Tagen war es in Ordnung, dann wieder eine Katastrophe. Prinzipiell war der Eindruck nach den Trainings positiv, der Wind ist eher auf der schwachen Seite, es waren Tage dabei, wo er am unteren Limit war, da wird es dann für uns schwierig. Das Medal Race der Top10 wird so gesehen nicht leicht, ist aber unser erklärtes Ziel. Wir sind gut in Form, das haben wir auch zuletzt in Miami unter Beweis gestellt, es wird mit Sicherheit eine interessante Woche.

Lukas Mähr:

„Das bisherige Training war sehr lehrreich und mit unter krass, zum einen wegen dem Seegras, zum anderen auch wegen der starken Strömung. Wir haben einen anderen Segelschnitt getestet, fühlen uns mit dem neuen Set up sehr wohl und haben versucht auch wieder mehr Ruhe ins Boot zu bekommen. Zuletzt ist uns etwas die Lockerheit abhanden gekommen, wir hoffen auf einen guten Start und peilen in jeden Fall die Top15 an. Das wird nicht einfach, aber wir wissen, dass das Potential vorhanden ist.“